Funktionale Regionen in der Raumplanung
Wohnen, Arbeiten, Ausbildung, Einkaufen und Freizeit finden immer weniger in derselben Gemeinde statt. Mittlerweile sind die Verkehrsverbindungen in Südtirol sehr gut ausgebaut, sodass die Lebenswelten der Bevölkerung nicht mehr den administrativen Grenzen der Gemeinden entsprechen. Das Handeln der Bevölkerung und der Unternehmen sind vielfältig über Gemeindegrenzen hinaus miteinander verflochten und bilden sogenannte funktionale Regionen. Gemeindegrenzen verlieren aufgrund der geänderten Erreichbarkeiten zunehmend ihre Bedeutung.
Politisch- administrative Gebiete stimmen nicht mehr mit den funktionalen Räumen überein. Damit sind wir mit dem Phänomen konfrontiert, dass einzelne Gemeinden in ihrer Arbeitsteilung über- bzw. unterfordert sein können. In der Schweiz wird dies als Grund für eine unbefriedigende Siedlungsentwicklung gesehen.
Durch diese geänderten Rahmenbedingungen ist die Umsetzung einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden im Bereich der Raumplanung innerhalb neu adaptierter funktionaler Regionen sinnvoll. Vor diesem Hintergrund stellt sich jedoch die Frage, wie diese neu zu adaptierenden funktionalen Regionen für Südtirol auszugestalten sind und welche Gemeinden in Südtirol in der Raumplanung zusammenarbeiten sollten.
Aus diesen Überlegungen heraus entstand eine Diplomarbeit an der TU Wien in Zusammenarbeit mit dem Institut für Regionalentwicklung an der Eurac Research und des Amtes für Landesplanung, welche die Verflechtungen zwischen den Gemeinden in unterschiedlichen Themenbereichen in Südtirol analysierte, um später eine Zusammengehörigkeit der Gemeinden herauszufiltern.
Für die Raumordnung relevante funktionale Regionen sind vor allem Pendlerregionen, die Einzugsbereiche von zentralen Orten, die Zuständigkeitsgebiete von Infrastruktureinrichtungen und Dienstleistungen, sowie kontinuierliche gemeindeübergreifende Kooperationen in unterschiedlichen Themenfeldern.
Eine Pendleranalyse, die für Südtirol das Aus- und Einpendeln von Arbeitskräften und Schülern der Gemeinden untersucht, liefert die Grundlage zur Abgrenzung der Pendlerregionen.
Die freiwillige Zusammenarbeit der Gemeinden Südtirols in der gemeinsamen Erarbeitung von Raumordnungsplänen ist bis jetzt eher spärlich ausgefallen. Einige wichtige Beispiele der interkommunalen Zusammenarbeit in der Raumplanung sind jedoch der Masterplan Grödental, der Mobilitätsplan Burggrafenamt, sowie das Standortentwicklungsprojekt für Gewerbegebiete STEP 2010. Die Teilung von Gemeindediensten funktioniert wiederum gut, da es dazu ein Abkommen zwischen dem Landeshauptmann und dem Rat der Gemeinden gibt. Auch die bis Ende des Jahres 2017 aktiven Tourismusverbände sind Indikatoren der freiwilligen Zusammenarbeit und der Bildung funktionaler Regionen.
Die Bezirksgemeinschaften wurden in die Analyse mit aufgenommen, da sie wichtige übergemeindliche Aufgaben im Sozial- und Umweltbereich, sowie in der Regionalentwicklung übernehmen.
In der Struktur der zentralen Orte Südtirols wird ersichtlich, welche Gemeinden wichtige Güter und Dienstleistungen anbieten und für andere Gemeinden eine Versorgungsfunktion übernehmen.
In der Arbeit wird abschließend eine Zusammenführung der genannten Themenfelder vorgenommen (Details: siehe Vollversion der Diplomarbeit). Eine neue Kooperationskultur in funktionalen Regionen kann dazu beitragen, Probleme in den Bereichen Verkehr, Siedlungsentwicklung oder Infrastruktureinrichtungen gemeinsam zu lösen und Potentiale zu entwickeln.
Links zum Thema
- Vollversion
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Amt für Landesplanung: http://www.provinz.bz.it/de/kontakt.asp?orga_orgaid=840
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TU Wien, Fachbereich für Stadt- und Regionalforschung: http://www.srf.tuwien.ac.at/
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