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Eurac Research feiert den 30 Geburtstag. Zu diesem Anlass erzählen 30 junge Forscherinnen und Forscher in 30 Sekunden-Videos was sie auf ihrem Fachgebiet in den nächsten 30 Jahren vorhaben.

ENITDE
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Das Schreiben beherrschen

Ein Bick in die Runde reicht, um festzustellen, dass verschriftlichte Sprache allgegenwärtig ist. Sie ist ein unverzichtbares Mittel für unzählige Handlungen: Diese reichen von den banalsten, wie dem Verfassen einer Whatsapp-Nachricht an unsere Mutter, um ihr mitzuteilen, dass wir nicht zum Abendessen kommen, bis hin zu komplexeren, wie der Bewerbung um eine Stelle mit Lebenslaufs und Motivationsschreibens oder dem Text für eine Kampagne auf Change.org. Schreibkompetenz ist heute gefragter denn je. Dennoch wird sie in der schulischen, aber auch universitären Ausbilung unzureichend gelehrt und geübt, weil wir davon ausgehen, dass es sich um eine angeborene Begabung handelt.

Andererseits warnen Sprachexperten seit Jahren, dass Menschen, die Schwierigkeiten beim Verstehen und Produzieren von Sprache haben, oft auch sozioökonomisch benachteiligt sind. Deshalb schlagen sie neue Methoden für den Schreibunterricht vor etwa in Form von Workshops, um allen die gleichen Ausgangschance beim Erlernen dieses doch recht komplexe kommunikative Werkzeugs zu geben.

Arianna BienatiLinguistin

Transformation

Um die Klima- und Biodiversitätskrise zu bewältigen braucht es einen tiefgreifenden Wandel, eine Umgestaltung, die die Energiesysteme genauso betrifft wie die gesellschaftlichen Prozesse.

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Kuck mal, wer da schwimmt

Die Alpen werden auch als „Wassertürme Europas” bezeichnet. Ihre aquatischen Lebensräume - Feuchtgebiete, Seen und Fließgewässer - sind besonders sensible Ökosysteme. Hier leben eine Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten, die untrennbar mit ihrem Lebensraum verbunden sind. Sie siedeln sich in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren wie der Struktur eines Gewässers (Gewässermorphologie), der Höhenlage, der biogeographischen Region oder der Natürlichkeit eines Gewässers an. Intakte aquatische Ökosysteme sind Voraussetzung für sauberes Trinkwasser.

Mit dem Klimawandel stehen sie unter hohem Druck: Nirgendwo sonst sind so viele Arten bedroht oder bereits verschwunden wie im oder am Wasser. Gefährdet sind Flora und Fauna aber auch durch direktes Einwirken von uns Menschen: wenn wir etwa Flüsse verbauen und begradigen. Um zu verstehen, wie unsere alpinen aquatischen Ökosysteme funktionieren und wodurch sie bedroht werden, benötigt es erstmal eine Bestandsaufnahme der Vielfalt aller Pflanzen- und Tierarten. Die gibt es in dieser Form für Südtirol noch nicht.

Magdalena VanekÖkologin
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Maßnahmen gegen Energiearmut

An Energiearmut leidet, wer keinen Zugang zu Energiedienstleistungen hat; sich diese also nicht leisten kann. Und das sind auch in den Industrieländern immer mehr Menschen, weil Energiekosten ständig steigen. In vielerlei Hinsicht ist Energiearmut eine Folge der finanziellen Armut, aber nicht nur. Oft liegen die Ursachen auch in der schlechten Energieeffizient gekoppelt an hohe Energiepreisen. Energiearmut kann demnach nur mit gezielten Instrumenten bekämpft werden, die skalierbar und kosteneffizient sind und die spezifischen Ursachen angehen.

Leider ist es oft so, dass gerade die von Energiearmut betroffenen Menschen nicht in der Lage sind, die grundlegenden Investitionen zu tätigen, die notwendig sind, um die Armut an der Wurzel zu packen, wie beispielweise die Nachrüstung ihrer Häuser. Selbst wenn die Regierung oder jemand anderes in die Verbesserung der Effizienz investiert, ist es oft schwierig, das Verhalten anzupassen, damit die Maßnahme Wirkung zeigt.

Nicolas CaballeroÖkonom
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Schöne Photovoltaik

Photovoltaik-Technologien können auf allen verfügbaren Oberflächen von Gebäuden installiert werden, einschließlich Fassaden. Sie unterstützen die Energiewende, weil sie sauberere und gerechtere Energie erzeugen, die vielfältige Anwendung haben kann. Ihre Ästhetik wird jedoch stark von den verwendeten Materialien bestimmt. Großflächige Photovoltaikmodule kommen deshalb oft in modernen, hochtechnisch anmutenden Gebäuden zum Einsatz, während sie in traditionelleren Gebäuden eher versteckt eingesetzt werden. Was durchaus verständlich ist, weil traditionelle Gebäude ihre ganz eigene architektonische Sprache haben, die stark in der lokalen Tradition verankert liegt und als solche geschützt werden muss.

Um den Erfordernisse der Energiewende mit denen der Bewahrung architektonischer Traditionen gleichermaßen gerecht zu werden, entsteht eine neue Generation von Photovoltaik-Technologien , deren Formen, Farben und Oberflächen mit den traditionellen Baumaterialien kompatibel sind, und die sich fast unauffällig in die bestehende Bebauung einfügen.

Martina PelleIngenieurin
5

Zeit ist Leben

Die vorherrschende Lebens- und Wirtschaftsweise im Globalen Norden, und damit auch bei uns in Südtirol und Italien, beruht auf der systematischen Übernutzung von Ökosystemen und natürlichen Ressourcen. Diese Übernutzung bedroht schon heute die langfristigen Lebensgrundlagen der Menschheit. Außerdem kann unser Konsum- und Produktionsverhalten nur durch den alltäglichen Zugriff auf billige Arbeitskraft, vor allem im Globalen Süden, aufrechterhalten werden. Soziale, ökonomische und ökologische Kosten werden auf diese Weise in Raum und Zeit ausgelagert.

Vielen Menschen, auch hier in Südtirol, ist dies bewusst. Dennoch ist es schwer, die dominante, nicht-nachhaltige Lebensweise zu ändern. Sie ist stabil in unserem Alltag verankert, etwa durch physisch-materielle Infrastrukturen (z.B. Autobahnen, Einkaufszentren), Institutionen (z.B. Banken, Ministerien) sowie gesellschaftliche Normen und Alltagspraktiken. Auch die dominanten Lösungsstrategien für eine Nachhaltigkeitstransformation (z.B. technologische Lösungen, „grünes“ Wachstum) haben zu keinem fundamentalen Wandel geführt. Sie hinterfragen die tief verankerten, systemischen Ursachen für die gegenwärtige Nicht-Nachhaltigkeit nicht (z.B. die kapitalistische Wachstumswirtschaft) und tragen dadurch zu ihrer Stabilisierung bei.

Ansätze einer sogenannten sozial-ökologischen Transformation zielen darauf ab, nicht-nachhaltige gesellschaftliche Strukturen, Prozesse und Verhaltensweisen zu identifizieren und zu analysieren. Ziel ist es u.a., konkrete Lösungsstrategien zu untersuchen und Möglichkeiten für zukunftsfähige, sozial und ökologisch verträglichere Lebens- und Wirtschaftsformen aufzuzeigen.

Felix WindeggerÖkologischer Ökonom
6

Wasserknappheit auf der Spur

Berge sind die Wasserspeicher unseres Planeten. Sie versorgen das umliegende Flachland mit Trinkwasser. Aber immer häufiger versiegt das Wasser auf seiner Reise von der Höhe in das Flachland, wo das meiste Wasser verbraucht wird. Selbst in wasserreichen Regionen wie etwa im südlichen Afrika versiegen viele Wasserhähne und Menschen müssen sich auf teure Wassertanker verlassen, um mit Trinkwasser versorgt zu werden. Der Klimawandel ist nur ein Teil des Problems. Wasserknappheit im südlichen Afrika wird auch durch die schlechte lokale Infrastruktur verursacht und durch den enormen Bevölkerungswachstum. Daneben gibt es globale, systemische Ursachen, wie die Umleitung von Ressourcen aus unterentwickelten in bereits entwickelte Gebiete, die wiederum die Ungleichheiten auf lokaler und globaler Ebene verschärfen.

Jess DelvesPolitische Ökologin
7

Für eine nachhaltige Zukunft

In der Anfangsphase der Covid-19-Pandemie sind Industrieproduktion und Transport fast vollständig ausgefallen, was zu einer messbaren Reduzierung der Treibhausgase geführt hat. Langfristig ist dies natürlich keine Lösung, um den Klimawandel abzumildern? Der Weg hin zu einer nachhaltigeren Welt ist weder linear, noch wird er von allen gemeinschaftlich beschritten. Es sind vielmehr viele Wege voller Hindernisse und Widersprüche. Sich hier eine Bahn zu brechen, erfordert höchste Kompromissbereitschaft. Es gilt unsere Produktionssysteme und unser Konsumverhalten zu überdenken, mit all den positiven und negativen Folgen für die Gesellschaft. So können sich etwa die positiven Maßnahmen zur Bewässerung ökologischer Landwirtschaft negativ auf das Ökosystem eines Sees oder Flusses auswirken oder aber anderen Sektoren das benötigte Wasser entziehen. Es ist wichtig, das dynamische und komplexe Zusammenspiel menschlicher Faktoren (und folglich auch wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Faktoren) zu antizipieren und zu entschlüsseln, um gemeinsame Zukunftsvisionen zu entwickeln.

Matteo RizzariUmweltökonom und Politikwissenschaftler
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Für eine inklusive und gesunde Zukunft

Was haben die Gleichstellung der Geschlechter, die Achtung gesellschaftlicher Vielfalt, ein intaktes Ökosystem, das Wohnen und die Arbeit gemeinsam? Sie alle sind soziale Determinanten, die unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden beeinflussen über die rein medizinische Versorgung hinaus. Und so definiert die WHO-Gesundheit auch als "einen Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens". Soziale Determinanten sind systemisch, gehen über den einzelnen Menschen hinaus und sind - zumindest bis zu einem gewissen Grad - veränderbar. Die Bekämpfung von Diskriminierung, die Verwirklichung von Chancengleichheit, die Anpassung an den Klimawandel, all das sind Herausforderungen, an denen wir vorausschauend und interdisziplinär arbeiten müssen, um unsere Gesellschaften inklusiver, gesundheitskompetenter und resilienter zu machen.

Katharina CrepazPolitische Ökologin
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Die Autobahnen der Natur 

Die Regionalpolitik prägt unsere Landschaften: Sie bestimmt bauliche Infrastruktur und wirtschaftliche Aktivitäten innerhalb bestimmter Verwaltungsgrenzen. Da menschliche Bedürfnisse meist im Vordergrund stehen, bleiben Grünflächen oft nur als Restflächen erhalten und wichtige ökologische Grünverbindungen – sogenannte grüne Korridore - gehen verloren. Dies gilt vor allem für grenzüberschreitende Gebiete. In unseren Studien konzentrieren wir uns deshalb auf grenzüberschreitende Freiräume und Grünverbindungen, um wichtige ökologische Gebiete zu verbinden. Wir arbeiten eng mit Politik und Fachleute aus der Raumplanung zusammen, und entwickeln gemeinsam die Grundlage zur Erhaltung von Grünkorridoren in Berggebieten.

Peter LanerRaumplaner
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Ein Fahrplan für die Zugänglichkeit

In den letzten 50 Jahren hat sich der Schwerpunkt der Verkehrsplanung schrittweise verschoben von der Verbesserung der Mobilität, also der Möglichkeit sich fortzubewegen, hin zur Verbesserung der Zugänglichkeit, also der Möglichkeit, das zu bekommen, was ich brauche. Verschiedene zukünftige Technologien und gesellschaftliche Trends können sehr ungewisse Auswirkungen auf die Erreichbarkeit von Menschen und Orten haben, beispielsweise die Zunahme der digitalen Arbeit, die Suburbanisierung des ländlichen Raums oder die Automatisierung des Verkehrs. In unserer Forschung beleuchten wir diese Auswirkungen, wobei wir uns besonders auf autonome Fahrzeuge konzentrieren.

Alberto DianinBiologe
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Wälder der Zukunft

Wälder bedecken in Europa riesige Landflächen, die sich über 43 Prozent des Kontinents erstrecken. Wälder erbringen auch eine Reihe von Ökosystemleistungen, die für die moderne Gesellschaft und das menschliche Wohlergehen unerlässlich sind. Sie schützen vor Bodenerosion, sie regulieren das lokale und globale Klima, sie liefern Holz und andere Produkte, sie sind Orte der Erholung und schließlich bieten sie einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten wichtige Lebensräume. Doch der Zustand der Waldökosysteme und ihre langfristige Bereitstellung wichtiger Leistungen geben zunehmend Anlass zur Sorge. Die Ursachen hierfür liegen im rasch fortschreitenden Klimawandels und der natürlichen und vom Menschen verursachten Störungen.

Marco MinaWaldökologe
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Almwirtschaft erhalten

Die Almwirtschaft spielt in vielen Regionen der Alpen seit Jahrhunderten eine große Rolle. Der jährliche Viehtrieb auf die Sommerweiden ist ein wichtiger Beitrag zur Landschaftspflege, erhöht das Tierwohl und ist Teil der lokalen Traditionen. Wirtschaftliche und soziale Umwälzungen der Gesellschaft haben auch Einfluss auf die Landwirtschaft und besonders seit den 1970er Jahren ist ein Rückgang landwirtschaftlicher Betriebe und ein Strukturwandel zu beobachten. Die Veränderungen im Tal wirken sich auch auf die Almwirtschaft aus, die mit einem Rückgang im Viehbestand und der Auflassung der Almen zu kämpfen hat. Dazu kommt jüngst noch die Rückkehr der großen Beutegreifer, die Viehbauern vor neue zusätzliche Herausforderungen stellt. Doch wie muss man dieses Problem einordnen? Welche Lösungen gibt es dafür? Und welche Zukunftsperspektiven gibt es für die Almwirtschaft heute noch in einer immer schnelllebigen und gewinnorientierten Zeit?

Julia StauderWildtierbiologin und Naturschutzmanagerin
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Der gemeinschaftliche Berg

Die kollektive Bewirtschaftung von Wäldern, Weiden, Grundstücken und Strukturen hat die nachhaltige Entwicklung der Berge ermöglicht. Sie hat Berggemeinschaften unter schwierigen klimatischen Bedingungen und in großer Abgelegenheit ihren Lebensunterhalt gesichert. In Italien werden 10 Prozent der Gesamtfläche kollektiv bewirtschaftet, in den Provinzen Trient und Bozen sind es sogar 76 Prozent. Diese Systeme wurden unter dem Begriff „Allmende“ eingehend untersucht und brachten Elinor Ostrom 2009 den Nobelpreis für Wirtschaft ein.

Um die nachhaltige Entwicklung der Berge weiterhin zu gewährleisten und gleichzeitig globale Herausforderungen anzugehen wie den Klimawandel, den Verlust der biologischen Vielfalt und des Landverbrauchs oder die zunehmenden wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten, müssen innovative Wege in der Allmende gefunden werden. Sie müssen den neuen Bedürfnissen der kollektiven Nutzungen gerecht werden etwa, indem sie neue Interessengruppen wie junge Menschen, Frauen und Zugewanderte in Entscheidungsprozesse mit einbinden. In der Forschung geht man davon aus, dass die Allmende nur durch Umwandlung und Anpassung weiterhin kollektiv sein kann und die Lebensqualität und den Lebensraum verbessert.

Cristina Dalla TorreUmweltökonomin
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Den Klimawandel verstehen

Laut jüngstem Bericht des Weltklimarats (IPCC) lag die globale Durchschnittstemperatur in den letzten zehn Jahren um 1,1 °C über den vorindustriellen Werten (1850-1900). Die wissenschaftliche Gemeinschaft ist sich einig: Die Hauptverantwortung für die Erderwärmung ist auf die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen zurückzuführen. Die Verschärfung extremer Wetter- und Klimaphänomene, das Abschmelzen der Gletscher und der Anstieg des Meeresspiegels sind einige der bereits sichtbaren Folgen für die natürlichen und sozioökonomischen Systeme. Jeder weitere Temperaturanstieg wird diese Auswirkungen verschärfen, weshalb ein beschleunigtes und kollektives Handeln erforderlich ist, um die Klimakrise abzumildern, sich an unvermeidbare Veränderungen anzupassen und eine nachhaltige Entwicklung einzuleiten. Die Erhebung und Analyse von Klimadaten sind Voraussetzung, um die komplexen Prozesse zu verstehen und aktuelle und künftige Risiken etwa für die besonders gefährdeten Bergregionen abschätzen zu können. Darauf aufbauend können Anpassungs- und Eindämmungsstrategien entwickelt werden, auf internationaler und lokaler Ebene.

Alice CrespiPhysikerin, Datenwissenschaftlerin
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Schnee für morgen

Die winterlichen Schneedecken in den argentinischen Anden sind die wichtigste Quelle für den Oberflächenabfluss und die Wasserversorgung im angrenzenden Tiefland. 10 Millionen Menschen hängen vom Schnee in den Anden ab: er liefert Trinkwasser, Bewässerung für landwirtschaftliche Flächen, Wasser für verschiedene Industriezweige, für die Stromerzeugung aus Wasserkraft. Außerdem ist der Schnee wichtig für den Wintertourismus und die Freizeit.

Die winterliche Schneeakkumulation liefert darüber hinaus Informationen zur Entwicklung von Wetterdynamik und kann in der warmen Jahreszeit Auskunft über die verfügbaren Wasservorräte geben. Die Schneedecken sind aber auch Indikatoren für die durch den Menschen verursachten Umweltveränderungen. Die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Schneedecke, die Schneeschichten und die Gletscher beeinflussen Wasserressourcen und Ökosystemleistungen und können mitunter hohe soziale und wirtschaftliche Kosten verursachen. Ein schnelles Tauwetter in Gebirgsregionen kann Naturkatastrophen wie Erdrutsche, instabile Hänge, Sturzfluten, Überschwemmungen auslösen, von denen auch die Bevölkerung im Flachland betroffen ist. Veränderungen in der Schneedecke und in der Ausdehnung der Gletscher sind in erster Linie auf Veränderungen der meteorologischen Bedingungen zurückzuführen. Neben dem Temperaturanstieg können aber auch lichtabsorbierende Verunreinigungen Auslöser für den Gletscherschwund sein.

Giuliana Beatriz BeltramoneGeoinformatikerin
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Datengesteuerte Landwirtschaft

Die traditionelle Berglandwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle für das sozioökonomische Leben in den Alpen. Die Nachfrage nach spezifischen Qualitätsmerkmalen von Agrarprodukten und der Klimawandel sind wichtige Triebfedern für Innovationen im Agrarsektor. Um rentabel zu bleiben, müssen die landwirtschaftlichen Praktiken weiterhin innovativ sein und neue Pflanzen und Sorten gefunden werden, die sich an die veränderte Umwelt anpassen können.

Hier kommt die datengesteuerte Landwirtschaft ins Spiel. Sie kombiniert unterschiedliche Datenquellen etwa zum genetischen Potential einer Sorte, zu sortenspezifischen Anbaukenntnissen, zu den sich veränderten klimatischen Bedingungen usw. und leistet so Hilfestellung bei der Suche nach alternativen landwirtschaftlichen Produkten, die qualitativ hochwertig, ertragreich und möglichst nachhaltig sind.

Ekaterina ChuprikovaKartografin
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Biologische Vielfalt schützen

In den letzten Jahrzehnten ist die biologische Vielfalt in immer größerem Maße zurückgegangen. So hat Europa in den letzten vierzig Jahren etwa 600 Millionen Vögel verloren.

Zu den wichtigsten Bedrohungen für die biologische Vielfalt gehören vor allem anthropogene – vom Menschen hervorgerufene - Ursachen, etwa die Änderungen der Landnutzung (Abholzung, intensive Monokulturen, Verstädterung), die Umweltverschmutzung und der Klimawandel. Eine geringe biologische Vielfalt hat katastrophale Folgen für Natur und Mensch: Gesunde und stabile Ökosysteme erbringen Leistungen, die für das Gleichgewicht des Ökosystems selbst, aber auch für unser Leben unerlässlich sind. Man denke nur an die Bestäubung von Nutzpflanzen, Trinkwasser, saubere Luft. Erfreulicherweise steht dieses Thema seit einigen Jahren auf der Tagesordnung von Regierungsstellen, Verbänden und auch Bürgern. Auf internationaler Ebene ist das wichtigste Instrument zum Schutz der biologischen Vielfalt der Strategieplan für die biologische Vielfalt, der 2010 im Rahmen des Übereinkommens über die biologische Vielfalt erstellt wurde. In Südtirol wurde beispielsweise ein System zur ständigen Überwachung der biologischen Vielfalt (Biodiversitätsmonitoring Südtirol) eingerichtet, um den aktuellen Zustand der Ökosysteme, ihre Veränderungen und die erforderlichen Maßnahmen zu ihrer Erhaltung zu erfassen. Das Projekt zielt darauf ab, die Entwicklung der Südtiroler Landschaft zu untersuchen, indem es sich auf Arten konzentriert, die empfindlich auf vom Menschen verursachte Umweltveränderungen reagieren.

Matteo AnderleOrnithologe
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Für eine grünere und effizientere Energiepolitik

Die Internationale Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) schätzt, dass durch Maßnahmen im Bereich der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz 90 Prozent der erforderlichen Kohlenstoffreduzierung erreicht werden können, um die globale Erwärmung unter 1,5 °C zu halten. Um diese drastische Verringerung der Treibhausgasemissionen zu erreichen, spielt die Dekarbonisierung des Haushaltssektors eine wichtige Rolle. Neben der verstärkten Nutzung von erneuerbaren Energiequellen, muss vor allem auch die Energienachfrage gesenkt werden mit Hilfe von zielgerichteten Energieeffizienzmaßnahmen.

Giulia ChersoniUmweltökonomin
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Vegetationskartierung aus dem Weltraum

Die Erdbeobachtung ist die Wissenschaft, die sich mit der Erfassung von Informationen über unseren Planeten befasst. Hierzu bedient sie sich zahlreicher Datenquellen: Sie reichen von Satelliten über Drohnen bis hin zu Flugsensoren. Sie alle sammeln Informationen über unseren Planeten, die uns helfen können, Veränderungen auf der Erdoberfläche zu erkennen und zu verstehen. Für die Erdbeobachtung gibt es Anwendungen in allen Bereichen, von der Überwachung der Wälder und der Vegetation über die Ausbreitung der Städte bis hin zur Entwicklung von Frühwarnsystemen für Katastrophen wie Überschwemmungen und Dürren.

Eurac Research beteiligt sich an einem Projekt der Europäischen Raumfahrbehörde (ESA), das neue Methoden zur Boden- und Vegetationskartierung mit Hilfe von Satelitendaten (Sentinel-1) entwickelt und analysiert. Der Vorteil ist, dass sie im Unterschied zu herkömmlichen Vegetationskartierungen mit optischen Daten in relativ kurzen Zeitintervallen von nur sechs Tagen berechnet werden können.

Basil TufailErdbeobachtungs-Experte

Gesellschaft

Den großen Herausforderungen der Zukunft - soziale Ungleichheit, Energie- und Nahrungsmittelkrise, Klimawandel, Migration… - können wir nur begegnen, wenn wir als Gesellschaft einen tiefgreifenden Wandel durchleben. Das Ziel ist ein nachhaltiges, gerechtes Leben.

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Die sprachliche Vielfalt wiederentdecken

Migrationsphänomene verändern die Art und Weise, wie wir Vielfalt in unserer Gesellschaft wahrnehmen. Migrationsbedingte Vielfalt veranlasst uns etwa im Bereich der Sprachenrechte dazu, die bestehenden Formen des Sprachenschutzes zu überdenken. Auch um den Forderungen der so genannten neuen Minderheiten Rechnung zu tragen.

Je diverser eine Gesellschaft ist, desto mehr verschwinden sprachliche Grenzen, während mehrsprachige Praktiken und Zugehörigkeiten zunehmen. Ganz neu ist das nicht: Minderheitensprachen, Regionalsprachen, autochthone Sprachen und Dialekte waren schon immer Bausteine eines mehrsprachigen Umfelds, nur hat es außerhalb der Linguistik kaum Beachtung gefunden.

Mattia ZebaSoziolinguist
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Was macht den Erfolg einer Stadt aus?

Städte wachsen. In Europa leben derzeit 74 Prozent der Bevölkerung in urbanen Ballungszentren. Bis 2050 werden es geschätzte 84 Prozent sein. Es ziehen aber nicht nur mehr Menschen in die Stadt, Städte breiten sich auch räumlich über ihre Verwaltungsgrenzen hinaus und bilden mit den Nachbargemeinden in ihrem Einzugsgebiet einen vernetzten ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Raum. Stadtverwaltungen versuchen, diesen vielseitigen Wachstumstrend im Rahmen der Raumplanung ganzheitlich zu steuern: An der Raumplanung wirken eine Vielzahl an öffentlichen und privaten Akteuren auf unterschiedlichen Verwaltungsebenen mit. Es gilt, städtische Entwicklungsprozesse auf der einen Seite möglichst offen und partizipativ zu gestalten, auf der anderen Seite sie laufend an regionale, nationale und europäische Vorgaben anzupassen. Außerdem müssen Städte ihre Raumplanung mit ihren Nachbargemeinden abstimmen. Mit ihnen sind sie wirtschaftlich und sozial eng vernetzt. So achtet die Stadt Bozen in ihrer Raumplanungspolitik zum Beispiel darauf, Pendlerflüsse aus den umliegenden Gemeinden besser zu steuern.

Der institutionelle Rahmen für die Raumplanung ist also äußerst komplex. Diese Komplexität zu managen ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg.

Theresia MorandellPolitikwissenschaftlerin
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Was Tourismus vom Design lernen kann

Wie kann eine ganzheitliche Betrachtungsweise des Tourismus in Südtirol aussehen, wo auch die Bevölkerung in Entscheidungsprozesse mit einbezogen wird? Der Tourismus spielt eine große Rolle in Südtirols Wirtschaft. Laut dem Ergebnis der Bewertung des Tourismus-Satellitenkontos (TSA) für das Jahr 2005 trägt er mit über 8,2 % zum örtlichen BIP bei, wobei nur direkte Auswirkungen miteinbezogen wurden. Dies ist die Betrachtungsweise der ökonomischen Auswirkungen, jedoch setzt eine ganzheitliche Betrachtungsweise auch die ökologische und soziale Säule der Nachhaltigkeit voraus. Die Einwohner profitieren vom Tourismus, allerdings nehmen sie vermehrt die negativen Auswirkungen wahr wie den erhöhten Verkehr, die Preissteigerungen, den erhöhten Ressourcenverbrauch und das Besucheraufkommen bei besonders attraktiven Orten, um nur einige Beispiele zu nennen. Zurzeit werden Entscheidungen, welche den Tourismus in Südtirol betreffen, meist von den klassischen Akteuren wie Hotellerie, Gastronomie, Verbänden und Interessensvertretungen in den Destinationen getroffen. Durch die proaktive Gestaltung des Tourismus von nicht-traditionellen Stakeholdern aus den Bereichen von Kunst, Kultur, Handel, Wissenschaft und der Zivilbevölkerung sollen partizipative Prozesse eine Transformation anstoßen, welche zu Akzeptanz und zur Aufrechterhaltung der Tourismusgesinnung führen.

Konzepte und Methoden aus dem Design zielen darauf ab, Elemente wie Partizipation, Transformation, Komplexitätsreduzierung und Visualisierung in einer ganzheitlichen Betrachtungsweise zu inkludieren und somit neue Ansätze zu fördern. Dabei spielt Kreativität eine zentrale Bedeutung. Das Problem sind nicht die falschen Fragen, sondern zu wenige und zu unkritische Fragen. Design verändert somit die Fragestellung an sich. Und es sind genau solche erfrischenden Fragestellungen, die ein „Lateral Thinking“ erlauben, ein sogenanntes Querdenken, bei dem alle Gedankengänge zugelassen sind.

Greta ErschbamerÖkonomin
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Öffentliche Verwaltung 2.0

Mit voranschreitender Digitalisierung steigen auch die Ansprüche der Bürgerinnen und Bürger an die Dienstleistungen der Öffentlichen Verwaltung. Sie sollen komfortabel und personalisiert sein, im Idealfall am eigenen Smart Device zu jeder Tages- und Nachtzeit abrufbar. 6,74 Milliarden Euro sind im Nationalen Wiederaufbauplan Italiens (PNRR) für die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung bis 2026 vorgesehen. Eine beachtliche Summe, die aber auch weitaus mehr vorsieht als den reinen technologischen Part der Umsetzung. Im Zuge der digitalen Transformation müssen nämlich etablierte Abläufe und Prozesse grundsätzlich überdacht werden. Dasselbe gilt für die Servicekultur in der Öffentlichen Verwaltung. Um sich für den anstehenden Generationen- und Kulturwandel zu wappnen, müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Veränderungsprozesse eingebunden werden. Digitalisierung muss außerdem in enger Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern angedacht und umgesetzt werden. Denn was nützt die beste Technologie, wenn sie keiner anwenden kann.

Davide MaffeiPolitik- und Wirtschaftswissenschaftler
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Sich an Demokratie beteiligen

Es gibt drei Säulen der Demokratie: Die repräsentative, die direkte und die partizipative Demokratie. Früher waren Wahlen das einzige Instrument, durch welche Bürgerinnen und Bürger Einfluss auf die Politik nehmen konnten. Heute gibt es mit der direkten Demokratie die Möglichkeit Abstimmungen durchzuführen. Und die partizipative Demokratie, bei der Bürgerinnen und Bürger direkt in die Politikgestaltung eingebunden werden. Wenn sich Bürgerinnen und Bürger politischen und gesellschaftlichen Themen vermehrt annähern sollen, sollte auch die Art geändert werden, WIE politische Entscheidungen in Zukunft getroffen werden. Es gibt viele Methoden und Instrumente dafür, die auch verschiedene Politikbereiche betreffen können. Die innovativen Formen der Bürgerbeteiligung können die repräsentative und direkte Demokratie ergänzen und bereichern. Ziel ist, bessere und konsensfähigere Entscheidungen zu treffen.

Greta KlotzPolitikwissenschaftlerin
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Ethnische Minderheiten in der Politik

Schätzung zu Folge leben um die 150.000 Roma und Sinti in Italien und dies zum Teil schon seit Jahrhunderten. Ungefähr 50% der in Italien wohnhaften Roma und Sinti besitzt die italienische Staatsbürgerschaft. Trotzdem sind sie in Italien nicht als Minderheit anerkannt und genieße daher keine Gruppenrechte. Vielmehr werden sie stigmatisiert und diskriminiert. Auch auf der politischen Bühne sind Roma und Sinti unterrepräsentiert. Für Frauen, die einer marginalisierten Minderheit angehören, erschwert sich der Zugang zur Politik zusätzlich: Sie erleben eine doppelte Diskriminierung zum einen auf Grund ihres Geschlechts, zum anderen auf Grund ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Roma und Sinti Frauen, die als Politikerinnen und Aktivistinnen den Weg in die Politik suchen, sind daher von dieser Mehrfachdiskriminierung in besonderem Maße betroffen.

Sophia Schönthaler Politikwissenschaftlerin
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Für eine inklusivere Gesellschaft

Soziale Nachhaltigkeit ist nur möglich, wenn sozioökonomische Ungleichheiten aufgrund des Geschlechts aufgehoben werden. Hierzu sind bestimmte strukturelle Voraussetzungen erforderlich. So braucht es etwa einen Wandel der Arbeitsstrukturen hin zu mehr zeitlicher und örtlicher Flexibilität, eine gerechtere Verteilung der Betreuungsarbeit innerhalb der Familie: Viele Frauen arbeiten in Doppelschichten; sind geistig, emotional und körperliche belastet. Außerdem leiden sie stärker unter den sozialökonomischen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, weshalb traditionelle Familiennormen und -werte, aber Arbeitsmuster, -gewohnheiten und -präferenzen hinterfragt werden müssen.

Linda GhirardelloPolitikwissenschaftlerin

Gesundheit

Das menschliche Genom ist entschlüsselt. Nun lernen wir es zu verstehen. Je mehr wir über molekulare Muster in Erfahrung bringen, desto größer wird unser Verständnis für Krankheitsbilder und deren Behandlungsmöglichkeiten. Langfristiges Ziel ist die personalisierte Medizin.

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Verbindungen zwischen Herz und Gehirn

Das vegetative Nervensystem reguliert verschiedene Funktionen des Herzens, beispielsweise die Herzschlagfrequenz. Um die verschiedenen nervösen Mechanismen, die an der Entstehung vieler Herzkrankheiten beteiligt sind, vollständig zu verstehen, muss man entschlüsseln, wie das vegetative Nervensystem und das Herzsystem zusammenarbeiten. Die Neurokardiologie untersucht zum einen Zusammenhänge unter physiologischen Bedingungen bei gesunden Menschen, zum anderen was passiert, wenn sich Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Vorhofflimmern, ventrikuläre Tachyarrhythmie, langes QT-Syndrom, Brugada-Syndrom und arrhythmogene Kardiomyopathie entwickeln.

Leider sind die Verfahren zur Gewinnung menschlicher Neuronen und Herzzellen sehr invasiv, was die Untersuchung der in vitro Interaktion dieser beiden Zelltypen erschwert. Und so habe ich während meiner Promotion ein In-vitro-Zellmodell der neurokardialen Co-Kultur entwickelt, also ein Modell mit Neuronen und Kardiomyozyten aus induzierten pluripotenten Stammzellen. Das In-vitro-Zellmodell kann nicht nur als zelluläres Modell zur Untersuchung von Krankheiten herangezogen werden, es kann auch bei Tests zum Screening von Arzneimitteln oder zur Entwicklung maßgeschneiderter Behandlungen im Rahmen der personalisierten Medizin zum Einsatz kommen.

Giada CattelanMolekularbiologin
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Schmerz lass nach!

Schmerzen sind zwar ein unangenehmes Gefühl, aber sie sind fundamental für unser Überleben. Würden wir keine Schmerzen empfinden, wie etwa die Betroffenen einer seltenen angeborenen Schmerzunempfindlichkeit, so würden wir bleibende Schäden davontragen: durch Verbrennungen, Verletzungen oder unbemerkte Knochenbrüche. Schmerzen sind Warnsignale unseres Nervensystems, die zum einen schützen und zum andern die Wundheilung ermöglichen. Dauern Schmerzen langfristig an, haben sie keine Schutzfunktion mehr, sie werden zur Qual und beeinträchtigen unsere Lebensqualität massiv. Weltweit leidet eine auf fünf Personen an chronischen Schmerzen. Rund 60 Prozent der Patienten können mit Hilfe von Medikamenten, Physiotherapie, aber auch alternativen Therapieformen behandelt werden. Für die Übrigen Patienten reichen derzeitige Therapien zur Schmerzlinderung nicht aus.

Larissa de ClauserBiologin
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Was antike DNA über die Kelten verrät

Wer waren unsere rätselhaften Vorfahren, die Kelten, die ab 450 v.Chr. vom nördlichen Alpenraum aus große Teile Europas besiedelten? Funde in keltischen Grabstädten nördlich und südlich der Alpen lassen auf eine Hochkultur der späten Eisenzeit schließen. Grabbeigaben, wie Schmuck und kunstvoll verzierte Eisenschwerter, zeugen von großem Reichtum, den die Kelten durch weitreichenden Handel erzielten. Chirurgisch präzise Bohrlöcher in Schädeldecken weißen darauf hin, dass sie bei Schädelverletzungen bereits den Hirndruck zu senken im Stande waren. Griechen und Römern berichten von den gefürchteten Barbaren aus dem Norden, die Kelten selbst haben keine Schriftstücke hinterlassen. Eines ist jedoch klar, die Kelten in Europa sind durch ihre Kultur verbunden. Wie die einzelnen Sippschaften genetisch miteinander verwandt waren, ist bis heute unklar.

Im 1. Jahrhundert vor Christus von den Römern zurückgedrängt, verschwanden sie als Hochkultur von der Bildfläche. Mit Hilfe von Skelettfunden und der daraus extrahierten DNA können Archäogenetiker die Kelten heute besser in den Kontext der europäischen Geschichte einordnen.

Stefania ZingaleBiologin, Molekularanthropologin
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Mikrobielle Vielfalt in der Antike

Die Analyse von menschlichen Überresten kann nützliche Informationen zur Geschichte der Menschheit liefern. Zum einen können sie Aufschluss über Krankheitserreger und deren Entwicklung über lange Zeitspannen geben, aber auch über die Geschichte von Epidemien, zum anderen helfen sie Wanderungen unserer Vorfahren nachzuzeichnen. Sie helfen aber auch die Ernährungsgewohnheiten und den Gesundheitszustand unserer Vorfahren zu ermitteln. Die Paläogenomik - die Erforschung des antiken Genoms - verändert die Art und Weise, wie wir Geschichte rekonstruieren.

Jahrzehntelang glaubte man etwa, dass antike Völker dazu neigten, an einem Ort zu verweilen, eine Theorie, die unter anderem durch die Analyse des Isotopengehalts von Knochen widerlegt werden konnte.

Die Erforschung antiker DNA hat in kurzer Zeit große Aufmerksamkeit erregt. Die daraus gewonnenen bahnbrechenden Erkenntnisse wurden in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht. Dies hat die antike DNA-Forschung in den letzten Jahren befeuert, vor allem wenn es um exotische Fundstädten geht, in der menschliche Überreste von bisher nicht untersuchten indigenen Völkern aufgefunden werden. Um mit antiker DNA arbeiten zu können, muss sichergestellt werden, dass die einzigartigen Proben bei der DNA-Extraktion nicht zerstört oder beschädigt werden. Ein weiterer Aspekt, den es zu klären gilt, ist die ethische Frage, wie mit solchen Fundstücken umgegangen werden soll.

Mohamed SarhanMikrobiologe

In den nächsten Wochen werden regelmäßig neue Videos hinzugefügt.