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Grüne Korridore: Bautechnische und administrative Barrieren

19 Dezember 22

Grüne Korridore: Bautechnische und administrative Barrieren

Ein europäisches Projekt analysierte die ökologische Vernetzung von Südtirol bis Griechenland. Detaillierte Karten sind online zugänglich

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Die ökologische Vernetzung – das ist die Möglichkeit für Tiere, sich in ihrem Lebensraum zu bewegen – ist zusammen mit der Biodiversität der Gradmesser für die Gesundheit der Natur und damit auch für unsere eigene. Im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts DINALPCONNECT haben Forscherinnen und Forscher von Eurac Research Karten erarbeitet, die sichtbar machen, wie viel Bewegungsfreiheit Wildtiere von Südtirol bis Griechenland haben und wie sie verbessert werden kann. Die Ergebnisse werden am 20. und 21. Dezember 2022 im Forschungszentrum Eurac Research vorgestellt.

„Das menschliche Handeln und Eingreifen verändert die natürliche Umwelt stark. Es bewirkt, dass Ökosysteme nicht mehr funktionieren und gefährdet damit auch das Wohlergehen der Menschen selbst“, erklärt Filippo Favilli, Geograf von Eurac Research. Artenvielfalt und Vernetzung der Lebensräume sind der Schlüssel, um eine intakte Natur zu erhalten. Ein internationales Forschungsteam hat das dinarische Gebirge in Südosteuropa kartiert und das Gebiet bis nach Südtirol und Griechenland ausgedehnt, um die Vernetzung zu untersuchen, also die Möglichkeit für Wildtiere, sich in ihrem natürlichen Habitat frei zu bewegen und einen Raum zu finden, in dem sie sich fortpflanzen, ernähren, ausruhen und Schutz finden können. Mithilfe von GIS-Analysen rekonstruierten die Forscherinnen und Forscher das ökologische Netz und ermittelten die Gebiete, die es besonders zu schützen gilt, und wie sie miteinander zusammenhängen. „Wir haben es mit zwei Arten von Barrieren zu tun: mit physischen und mit administrativen. Erstere – das können Autobahnen, Eisenbahnstrecken oder Städte sein – hindern Tiere daran, ihren Lebensraum zu finden und sind sogar lebensgefährlich, wenn sie versuchen, sie zu überqueren. Gleichzeitig können sie Verkehrsunfälle verursachen. Administrative Hindernisse hingegen sind Grenzen, die auf der Landkarte zu finden sind: Sie behindern die Tiere nicht wirklich in ihrem Lebensraum, müssen aber dennoch auf institutioneller Ebene angegangen werden“, sagt Favilli. Um eine weitere Zerstückelung der Ökosysteme zu verhindern, müsse eine gemeinsame Strategie beim Bau von Infrastrukturen, in der Urbanisierung und in der nationalen Agrar- und Forstwirtschaftspolitik entwickelt werden, so der Forscher. Peter Laner, Forscherkollege bei Eurac Research, gibt einen Überblick: „In Italien sind die intensive Landnutzung und die Besiedlung des Talbodens zwei der wichtigsten Hindernisse. Das Etschtal, um ein lokales Beispiel zu nennen, ist ein unüberwindbares Hindernis für die Tierwelt. In Slowenien und Ostkroatien ist die Landschaft im Flachland stark zersiedelt und das Land intensiv vom Menschen genutzt, während die Berggebiete im Allgemeinen stärker geschützt sind. In Montenegro und Albanien sind es die Küstengebiete, in die die Menschen am stärksten eingreifen.“ In den drei Nicht-EU-Ländern sind Schutzgebiete viel kleiner als in den Mitgliedsstaaten, obwohl weite Landschaftsteile als naturnah bewertet werden konnten. „Im gesamten untersuchten Gebiet konnten mit Hilfe der GIS-Technologie 60 Schnittpunkte zwischen Autobahnen und potenziellen grünen Korridoren ermittelt werden. Da es sich um ein mathematisches Modell handelt, ist es wichtig, dass die Ergebnisse in der Praxis überprüft werden. So können wir festzustellen, ob die Autobahnen wirklich ein Hindernis darstellen oder ob es andere Querungsmöglichkeiten wie Tunnels oder U-Bahnen gibt“, so Laner weiter. Die mithilfe von Karten aufgearbeiteten Informationen können Politikerinnen und Politikern, sowie auf lokaler Ebene helfen, eine gemeinsame Strategie zum Schutz der Ökosysteme zu entwickeln. Die Ergebnisse des Projekts werden am 20. und 21. Dezember im Forschungszentrum Eurac Research vorgestellt. Die Veranstaltung ist öffentlich zugänglich, eine Anmeldung ist erforderlich unter dem Link: https://eu.research.net/r/dinalpconnect.

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