Den Lockdown gab’s doch überall, oder nicht?
Es ist doch klar, was gemeint ist, wenn ich mit anderen Personen über den Lockdown spreche, oder? Wahrscheinlich schon, ganz so unproblematisch ist es aber nicht. Auch wenn Dinge oder Umstände gleich genannt werden, müssen sie nicht zwingend das gleiche bedeuten, vor allem nicht in unterschiedlichen Ländern.
Drei Jahre lang hat das neue Coronavirus, SARS-CoV-2, weite Teile der Welt in Schach gehalten und uns gezwungen, unsere gesamten Lebensgewohnheiten an die neue Situation, die uns zunehmend überrumpelte, anzupassen. Den Höhepunkt stellten wahrscheinlich die umfassenden Einschränkungsmaßnahmen dar, die in den meisten Ländern in Europa erstmals im Frühjahr 2020 erlassen wurden und weitum als Lockdown bekannt sind. Diese Maßnahmen wurden im Laufe der darauffolgenden Wochen und Monate je nach aktueller epidemiologischer Lage angepasst, aufgehoben oder bei zunehmenden Infektionszahlen wieder eingeführt.
Wenn wir nun aber beispielsweise die Situation in Südtirol bzw. Italien mit Österreich vergleichen, wird schnell deutlich, dass es je nach Land große Unterschiede im Krisenmanagement gab. Auch wenn das Coronavirus schlussendlich fast alle Länder der Welt gleichermaßen betroffen hat, wurde doch anders damit umgegangen und es wurden dementsprechend andere politische Entscheidungen getroffen, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Gerade der Rechtsbereich ist sehr stark ländergebunden und ist daher schwierig zu vergleichen. Da es sich aber um ein Thema von internationaler Relevanz handelt, gab es natürlich zahlreiche grenzüberschreitende Einflüsse, vor allem auf sprachlicher Ebene. Viele Bezeichnungen wurden in den einzelnen Ländern beispielsweise wie ein Lauffeuer vom Englischen übernommen, so auch Lockdown. (Aber Achtung: Diese Bezeichnung wurde vor allem von den Medien aufgegriffen und verbreitet, im Rechtsbereich wurde bzw. wird sie kaum bis gar nicht verwendet!)
Grundsätzlich dreht es sich dabei natürlich immer um die gleiche Idee, nämlich darum, das öffentliche Leben so weit wie möglich einzuschränken, um zu verhindern, dass sich das Coronavirus weiter verbreitet, und mit dem Ziel, die Gesundheitskrise so schnell und effektiv wie möglich zu bewältigen. Während aber zum Beispiel in Österreich der „Kontakt mit dem nicht im gemeinsamen Haushalt lebenden Lebenspartner oder einzelnen engsten Angehörigen bzw. wichtigsten Bezugspersonen“ sowie der „Aufenthalt im Freien zur körperlichen und psychischen Erholung“ grundsätzlich erlaubt war, war das in Italien nicht immer so. Dort durfte die eigene Wohnung nur aus Arbeits- bzw. Gesundheitsgründen oder aus anderen notwendigen und dringenden Gründen verlassen werden. Hinzu kam in Italien eine Erklärung, die ausgefüllt werden musste, um den jeweils zutreffenden Grund anzugeben. Mit Blick auf den weiteren Verlauf der Pandemie wurde in Österreich außerdem zwischen dem sogenannten harten Lockdown und einem Lockdown soft unterschieden, während diese Abstufung in Italien nicht gemacht wurde. Dies sind nur einige Beispiele, um zu verdeutlichen, dass scheinbar gleiche Konzepte verschiedene Merkmale aufweisen können.
Also ja, es ist wahrscheinlich den meisten Menschen klar, was gemeint ist, aber gerade die unterschiedliche Umsetzung in den einzelnen Ländern kann neben der allgemeinen Unsicherheit über das ohnehin schon vage Konzept aufgrund ständiger Anpassungen an den Verlauf der Pandemie die Kommunikation erschweren oder sogar schnell zu Missverständnissen führen.
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