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Wie nehmen die Beschäftigten die Diversität am Arbeitsplatz wahr?

Graphic Article - Eine Studie zum Diversity Management in Südtirol

Unter Diversity Management versteht man Strategien, Praktiken und konkrete Maßnahmen, die Unternehmen freiwillig auf der Ebene des Personalmanagements ergreifen können, damit die Diversität am Arbeitsplatz zu sozialer Gerechtigkeit beiträgt und sich die Innovationsfähigkeit und Performance des Unternehmens verbessert.
Unter Diversität versteht man die Kombination individueller Merkmale (Geschlecht, Alter, Herkunft, Bildung, Religion...), die jede Arbeitnehmerin und jeden Arbeitnehmer einzigartig machen.

Wo steht das Diversity Management in Südtirol?

Um dies herauszufinden, hat ein interdisziplinäres Forschungsteam von Eurac Research Research im Rahmen einer Studie eine Reihe von Südtiroler Unternehmen befragt (Bericht hier verfügbar) und in Zusammenarbeit mit dem AFI /IPL die Meinung von 500 Südtiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eingeholt.

"Diversität am Arbeitsplatz ist eine Tatsache. Mit dieser Umfrage wollten wir die Wahrnehmung der Diversität unter den Beschäftigten untersuchen, um besser zu verstehen, welche Faktoren relevant sind, wie Diskriminierung wahrgenommen wird und welche Maßnahmen die Unternehmen zum Diversity Management ergreifen", erklärt Marzia Bona, Forscherin von Eurac Research.

70% der befragten Personen sind der Meinung, dass die Welt der Beschäftigten recht divers ist, während 30% nicht der Meinung sind, dass besondere Unterschiede erkennbar sind.

Die Bereiche der Diversität, mit denen die Befragten am meisten zu tun haben, sind:  Sprache (65%), Alter (55%), Geschlecht (54%) und Herkunft/Nationalität (52% ).

Was die Maßnahmen zum Diversity Management in den Unternehmen angeht, so geben 55% der Befragten an, dass die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber Schulungen, Mediation und Sensibilisierung anbieten, um den Einfluss der Diversität im Unternehmen auszugleichen.

Mehr als 58% geben an, dass das Unternehmen Unterstützungsdienste für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen anbietet, um sie bei der Eingliederung zu unterstützen (Wohnungssuche usw.),

und 53% bestätigen die Verwendung von anderen Sprachen als Deutsch und Italienisch.

 

47% der Befragten sind der Meinung, dass die Vielfalt im Unternehmen ziemlich bis sehr stark zur Steigerung der Kreativität beitragen kann. 

36% sind der Meinung, dass sie auch zur Umsatzsteigerung beiträgt.

„Es wäre auch wichtig, diese Wahrnehmung der Befragten durch entsprechende Maßnahmen zu unterstützen. Man muss bedenken, dass Südtirol mit einer der höchsten Beschäftigungsquoten in Italien Schwierigkeiten hat, Personal für die lokalen Unternehmen zu finden, so dass Arbeitskräfte von außerhalb der Provinz zu einem Schlüsselfaktor werden, um diese Nachfrage zu decken“, erklärt Johanna Mitterhofer, Forscherin von Eurac Research.

Zur Frage "Wurden Sie in den letzten 12 Monaten im Arbeitskontext diskriminiert?"

9,4%

gaben fast 10% der Befragten an, (selten bis oft) diskriminiert worden zu sein.

1,4%

Es kommen noch 1,4 Prozent hinzu, die es vorzogen nicht zu antworten.

Zu den Gründen für die Diskriminierung gehören vor allem persönliche Merkmale im Zusammenhang mit der Herkunft/Nationalität (34%), gefolgt von Geschlecht (27,6%) und Sprache (23,4%).

9% der Befragten sind der Ansicht, dass einige ihrer persönlichen Merkmale wie Geschlecht, Alter oder Sprachzugehörigkeit ein Hindernis für die Verbesserung ihrer beruflichen Position darstellen. 

Die Mehrheit (80 %) der Personen, die auf diese Weise geantwortet haben, hat keine unmittelbare Diskriminierung erfahren (in den letzten 12 Monaten). Das zeigt, dass diese Personen, obwohl sie keine konkreten diskriminierenden Vorfälle erlebt haben, nicht ausschließen, dass sie in ihrem Arbeitsumfeld möglicherweise diskriminiert werden könnten. 

"Diese Diskriminierungen – die realen ebenso wie die potenziellen – weisen auf das Machtgefälle innerhalb der Organisationen hin: Das ist das erste Hindernis, das es zu überwinden gilt, um die Vielfalt aufzuwerten. Im Sinne der sozialen Gerechtigkeit und der Verbesserung der Organisationen", schließt Marzia Bona.

Das AFI-Barometer


Das AFI-Barometer ist eine repräsentative telefonische Befragung von insgesamt 500 Südtiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Sie wird viermal im Jahr durchgeführt, um ein Stimmungsbild der Beschäftigten in Südtirol zu erhalten.

Dank des Entgegenkommens des AFI/IPL wurden bei der Befragung im Frühjahr 2023 fünf Fragen der Forscherinnen von Eurac Research zum Thema Diversität im Unternehmen in den Fragebogen aufgenommen.

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