PHOTOSTORYZwei ägyptische Mumien erzählen ihre Geschichte

Die Geschichte ihrer Entdeckung, ihrer Erforschung und der Konservierungsarbeiten in Bildern

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Die Mumie mit dem bemalten Leichentuch kann einer etwa 1,53 Meter großen Frau zugeordnet werden, die zum Zeitpunkt ihres Todes 35 bis 45 Jahre alt gewesen sein könnte. Die Frau hat im 1.-2. Jh. n. Chr. (zur Römerzeit) in Ägypten gelebt. Das außergewöhnliche mehrfarbige Leichentuch, mit dem der Körper für die Bestattung vorbereitet worden war, umhüllt ihn noch immer und macht die Mumie einzigartig. Die Mumie gehört zur Sammlung des Museo Civico Archeologico in Bologna.

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Nachdem die Holzkiste geöffnet wurde, in der die Mumie mit dem bemalten Leichentuch viele Jahre lang im Keller des Museo Civico Archeologico in Bologna aufbewahrt worden war, wurde sie in die so genannte Conservation Soft Box (CSB) gelegt. Sie wurde in den Laboren von Eurac Research entwickelt, um eine isolierte Umgebung um die Mumie herum zu schaffen und sie vor Feuchtigkeitsschäden und mikrobiologischer Kontamination zu schützen. In dieser Box wurde die Mumie für die CT-Scans in das Krankenhaus gebracht, die in Zusammenarbeit mit der Azienda Ospedaliero-Universitaria in Bologna durchgeführt wurden.

© PAOLO BONDIELLI 2 / 14
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Die CT-Scans ermöglichten es, die Mumien virtuell zu enthüllen; sie lieferten wertvolle Informationen über ihren Gesundheitszustand, die Todesursachen und die Einbalsamierungstechniken. Zu Lebzeiten litt die Frau an Abszessen und an degenerativen Erkrankungen wie etwa an einer Arthrose der Wirbelsäule und der Kniegelenke. Bei der Einbalsamierung wurde das Gehirn fast vollständig durch das linke Nasenloch entfernt. Die inneren Organe wurden durch einen vertikalen Schnitt am Unterleib entnommen, der daraufhin teilweise mit in Harz getränkten Bandagen ausgestopft wurde. Der Körper wurde schließlich mit einem reichhaltigen Guss aus Harz überzogen und mit einer Leinenbinde bedeckt.

© Mediterraneo Antico - Marcello Garbagnati3 / 14
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Die Konservierungsmaßnahmen an der Mumie mit dem bemalten Leichentuch wurden von den Restauratorinnen des Centro Conservazione e Restauro „La Venaria Reale“ durchgeführt. Der Eingriff hat sich als komplexes Unterfangen erwiesen. Dabei wurden verschiedene, zum Teil besonders innovative Methoden angewendet. Um das Leichentuch langfristig zu erhalten, haben die Restauratorinnen ihre Arbeit detailliert geplant: Es wurde in seiner Struktur gefestigt, die bemalte Oberfläche bestmöglich sichtbar gemacht, und die darunterliegenden Bandagen wurden in Form gebracht und gefestigt.

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Die Mumie war mit massiven Ablagerungen an der Oberfläche bedeckt. Diese wurden nach den ersten Analysen mit dem Mikrostaubsauger entfernt. Die Spitze des Absaugers wurde mit einem feinmaschigen Netz geschützt, um die textile Oberfläche zu schützen.

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Mit Unterstützung der Konservierungsexpertinnen des „Centro“ wurde die Mumie genauer untersucht. Um die Originalmaterialien zu erfassen, nahmen die Fachleute eine Reihe nicht-invasiver, multispektraler diagnostischer Untersuchungen vor. Um die Farbpalette genauer definieren zu können, untersuchten sie außerdem, ob eine Vorzeichnung der Malerei vorhanden war.

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Die Untersuchung der Materialien für die Verzierung des Leichentuchs hat ergeben, dass Substanzen verwendet wurden, die mit der römischen Epoche vereinbar sind. Der Stil des bemalten Leichentuchs lässt sich ebenfalls auf dieselbe Zeit zurückführen (1.-2. Jahrhundert n. Chr.), wie es auch die Ähnlichkeit mit den Mumien und Sarkophagen von Mitgliedern der Familie Soter (53-117 n. Chr.) beweist. Deren Grab wurde in der thebanischen Nekropole El-Khokha (TT32) gefunden.

© CCR Venaria 7 / 14
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Für die Mumie mit dem bemalten Leichentuch wurde außerdem eine Vitrine aus Glas und Stahl gebaut, die auf der von Eurac Research patentierten „passiven“ Methode basiert: Das Innere ist sauerstofffrei, die Lagerungsparameter sind auf die chemisch-physikalischen Bedingungen der Mumie zugeschnitten. Um die für die Konservierung notwendigen Bedingungen beizubehalten, benötigt die Vitrine keine Stromzufuhr.

© Eurac Research - Annelie Bortolotti8 / 14
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Die Kindermumie mit den drei Gewändern ist ein seltenes Zeugnis des Bestattungsrituals im mittelalterlichen Ägypten. Im Gegensatz zu den Mumien aus der pharaonischen Zeit, die am häufigsten in den Museumssammlungen zu sehen sind, wurde der Körper dieser Mumie nicht einbalsamiert, sondern mit vielen Gewändern für die Bestattung vorbereitet. Im Keller des Museo Civico Archeologico in Bologna wurde sie in einer Holzkiste mit einem zweiten Metalldeckel aufbewahrt.

© Mediterraneo Antico - Paolo Bondielli9 / 14
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Was wahrscheinlich das Interesse des Sammlers weckte, der diese Mumie dem Museum schenkte, war die aufwändige Kleidung, mit der der Leichnam für die Bestattung vorbereitet worden war: zwei Gewänder aus grobfädigem Leinen, von denen eines in Indigo gefärbt und das andere an den Ärmeln mit schwarzem Garn bestickt ist, sowie ein Obergewand aus feinfädigem Leinen mit einem Karomuster in Naturfarbe und Schwarz.

© Eurac Research - Annelie Bortolotti10 / 14
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Die CT-Untersuchung, die in Zusammenarbeit mit der Azienda Ospedaliero-Universitaria in Bologna durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass die inneren Organe des Körpers nicht entnommen wurden. Das Herz, die Luftröhre, die Bronchien und das Zwerchfell wurden auf natürliche Weise mumifiziert. Die Untersuchung der Haut mit ihrer rötlichbraunen Färbung deutet darauf hin, dass der Körper mit einer Substanz behandelt wurde, um ihn für die Bestattung vorzubereiten.

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Die an einer Knochen- und Gewandprobe durchgeführte Radiokarbonanalyse (14C), die in den Laboren des Instituts für Mumienforschung von Eurac Reseach durchgeführt wurde, konnte die Mumie auf das 13. Jh.n.Chr. (Mittelalter) datieren.

© Eurac Research - Alice Paladin12 / 14
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Die Konservierungsarbeiten wurden von der Südtiroler Textilrestauratorin Irene Tomedi durchgeführt. Der schlechte Erhaltungszustand der menschlichen Überreste erschwerte die Restaurierung der beschädigten Textilien und machte es notwendig, dass die Restauratorin direkt an der Mumie arbeitete, ohne deren Gewänder zu entfernen.
Die Textilien waren stark abgenutzt und beschädigt. Heute sind sie in ihrer Struktur gefestigter und in ihrem Erscheinungsbild homogen.

© Eurac Research - Annelie Bortolotti13 / 14
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Der tief in die Fasern eingedrungene Schmutz wurde vorsichtig mit kleinen, in entmineralisiertem Wasser getränkten Schwämmen abgetupft – so konnte der Körper angemessen geschützt werden. Durch die Nassbehandlung konnten auch die Falten im Stoff geglättet werden. Die Gewänder wurden mit Leinen- und Seidenstoffen gestützt und in einer passenden Farbe eingefärbt.

© Eurac Research - Annelie Bortolotti14 / 14

Zwei ägyptische Mumien erzählen ihre Geschichte

Die Geschichte ihrer Entdeckung, ihrer Erforschung und der Konservierungsarbeiten in Bildern

by Elena Munari

Über ein Jahr lang arbeitete ein Team von Expertinnen und Experten aus den Bereichen Anthropologie, Ägyptologie, Diagnostik, Restaurierung und Konservierung eng zusammen, um der Öffentlichkeit und der wissenschaftlichen Gemeinschaft zwei einzigartige ägyptische Mumien, Zeugen einer jahrtausendealten Geschichte, wieder zugänglich zu machen: die Mumie mit dem bemalten Leichentuch und die Kindermumie mit den drei Gewändern.

Die beiden Mumien sind Teil der ägyptischen Sammlung des Museo Civico Archeologico in Bologna. Dank der Zusammenarbeit zwischen Eurac Research und dem Museum wurden sie eingehend untersucht und dann fachkundigen Restauratorinnen anvertraut. Sie sind nun in einer Ausstellung im NOI Techpark in Bozen zu sehen.

Die Ausstellung

Mummies. Die enthüllte Vergangenheit


02.09. - 08.10.2022
NOI Techpark - Voltastr. 13a – Bozen
Mo-Fr 8.00 – 21.30
Sa 9.00 – 20.00
Eintritt frei

Alle Informationen zur Austellung gibt es auf der Website https://www.eurac.edu/de/exhibition/mummies-enthuellte-vergangenheit.

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