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Kleinkraftwerk am Saldurbach: Studie über fünf Jahre zeigt keine signifikante Veränderung der Gewässerökologie

05 August 22

Kleinkraftwerk am Saldurbach: Studie über fünf Jahre zeigt keine signifikante Veränderung der Gewässerökologie

Ein Forscherteam von Eurac Research untersuchte die Kleinlebewesen in dem Bach im Matschertal vor und nach Inbetriebnahme des Laufkraftwerks.

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Der detaillierte Vorher-Nachher-Vergleich war möglich, weil Eurac Research im Matschertal seit 2009 ökologische Langzeitforschung betreibt, in deren Rahmen der Saldurbach schon vor dem Kraftwerksbau 2015 regelmäßig beprobt worden war. Untersucht wurden die Makroinvertebraten– wirbellose Kleinlebewesen, an denen sich gut der ökologische Zustand von Gewässern ablesen lässt bzw. wie er sich wandelt. Die Ergebnisse der Analysen über fünf Jahre zeigten in der Gemeinschaft dieser Tiere keine signifikanten Veränderungen, die in Zusammenhang mit dem Laufkraftwerk stehen könnten. Angesichts der Notwendigkeit, mehr Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen, und gleichzeitige Debatten um die ökologischen Auswirkungen solcher Kleinkraftwerke, ist die Studie ein wichtiger Forschungsbeitrag in einem Bereich, wo noch wenig gesichertes Wissen zur Verfügung steht.

„Um die Klimaziele von Paris zu erreichen, muss auch die Energieproduktion aus Wasserkraft zunehmen; Kleinkraftwerke können zwar zur Gesamtenergieproduktion wenig beitragen, doch in ländlichen Regionen gelten sie weltweit als eine der besten Lösungen kostengünstiger Energiegewinnung“, erklärt der Biologe Alberto Scotti, Hauptautor der Studie. „Solche Werke werden also vermehrt gebaut werden, und es ist wichtig zu wissen, wo dies vertretbar ist, und wie die Kraftwerke gebaut sein müssen, um nicht ökologischen Schaden anzurichten. Bisher gibt es zu den Auswirkungen kleiner Kraftwerke kaum detaillierte Langzeitstudien.“

Beim Saldurbach ergab sich für die Forscherinnen und Forscher der glückliche – und seltene – Fall, dass tatsächlich ein aussagekräftiger Vergleich der Situation vor und nach dem Kraftwerksbau möglich war: Über einen Zeitraum von fünf Jahren, der auch ein Jahr vor der Inbetriebnahme umfasste, beprobten sie den Gebirgsbach mehrmals im Jahr jeweils an den gleichen Stellen. Dabei zeigte sich in der Gemeinschaft der Makroinvertebraten – wirbellose Kleinlebewesen, die im Ökosystem eine fundamentale Rolle spielen – zwar große Variabilität, doch war dies nicht auf das Kraftwerk zurückzuführen: Die teils starken Schwankungen im Vorkommen bestimmter Lebewesen im untersuchten, vom Kraftwerk beeinflussten Abschnitt des Bachs, traten genauso am Kontrollpunkt der Studie auf, der außerhalb des Einflussbereichs des Kraftwerks liegt. „Es handelte sich demnach um natürliche Schwankungen, verursacht etwa durch Veränderungen in der Witterung bzw. in der Schnee- und Gletscherschmelze“, erklärt Scotti.

Da das Habitat dieser Lebewesen unter anderem von der Wassermenge und den Sedimenten bestimmt wird, ist es essentiell, dass ein Kraftwerk nicht zu viel Wasser ableitet, wie Scotti betont – „das Saldurkraftwerk hat offenbar die richtige Dimension.“ Zum anderen liege es an den Eigenschaften des Saldurbaches im untersuchten oberen Abschnitt, dass kein ökologischer Schaden festzustellen war: dort leben keine Fische. Doch sei der Bach keineswegs ein Ausnahmefall, betont der Forscher: „In Südtirol und in den ganzen Alpen gibt es viele solcher Bäche.“

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden, aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln analysiert, in der Fachzeitschrift Frontiers in Environmental Science publiziert. https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fenvs.2022.902603/full und https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fenvs.2022.904547/full. Die umfangreiche Datensammlung wurde der Forschungsgemeinschaft in einer eigenen Veröffentlichung zugänglich gemacht: https://www.nature.com/articles/s41597-021-00887-x

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Das kleine Laufkraftwerk am Saldurbach, von oben gesehen © Wieser Media - Christoph Wieser
Bei der Beprobung des Saldur © Eurac Research - Ivo Corrà
Köcherfliegenlarven im Saldurbach im Matschertal © Eurac Research - Roberta Bottarin

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