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Studie: Torfabbau in Südtirol verursacht jährliche Emission von 15.900 Tonnen CO2 pro Hektar

23 Dezember 22

Studie: Torfabbau in Südtirol verursacht jährliche Emission von 15.900 Tonnen CO2 pro Hektar

Forschungsteam von Eurac Research und Universität Innsbruck untersuchte und berechnete Kohlenstoff- und Stickstoffgehalt, sowie Methanemissionen des in Südtirol abgebauten Torfs

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In Torf, der sich in einem Zeitraum von Jahrtausenden gebildet hat, wird bis zu einem Drittel des weltweiten Bodenkohlenstoffs gebunden – doppelt so viel Kohlenstoff wie in den Wäldern der Welt. Forscherinnen und Forscher von Eurac Research haben in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck zum ersten Mal Kohlenstoff- und Stickstoffgehalte, sowie Methanemissionen des in Südtirol abgebauten Torfs genauer untersucht. Die kürzlich veröffentlichte Studie (https://www.eurac.edu/doi/10-57749-acng-fv67) zeigt, dass durch den Torfabbau in Südtirol 15.900 Tonnen CO2-Äquivalente pro Hektar und Jahr ausgestoßen werden (bisheriger Gesamtausstoß: 400.000 Tonnen). Die aktuell aktiven Konzessionen würden einen weiteren Ausstoß von 300.000 Tonnen verursachen. Auf der Grundlage der berechneten Daten und im Einklang mit dem Weltklimarat (IPCC) sollten laut dem Forschungsteam nach dem Ablaufen der Konzessionen keine weiteren Torfabbaugenehmigungen mehr ausgestellt werden.

In Südtirol wird noch Torf aus Torflagerstätten im Südtiroler Unterland abgebaut. Dadurch geht der wertvolle fossile Kohlenstoffspeicher verloren, er wird zur Kohlendioxidquelle und trägt damit direkt zu Treibhausgasemissionen und indirekt zum vom Menschen verursachten Klimawandel bei. In der Studie wurden die Treibhausgasemissionen (Methan, Kohlendioxid und Lachgas in CO2-Äquivalenten) berechnet. Das Ergebnis: Pro Hektar und Jahr werden in Südtirol rund 15.900 Tonnen CO2-Äquivalenten emittiert. Die erste Genehmigung zum Torfabbau in Südtirol wurde im Jahr 1979 ausgestellt. Seither wurden landesweit ca. 2 Mio. m³ an Torfmaterial auf einer Fläche von 40-45 ha abgebaut. Hochgerechnet wurden durch diesen Abbau bisher rund 400.000 t CO2-Äquivalente ausgeschüttet. Die aktuell aktiven Konzessionen von Torfstichen im Unterland erlauben einen zusätzlichen Abbau von bis zu 1,5 Millionen Kubikmetern, das entspricht einer Emission von weiteren 300.000 t CO2-Äquivalenten. „Die Klimarelevanz dieser Treibhausgasemissionen durch den Torfabbau in Südtirol ist augenscheinlich“, so Ulrike Tappeiner, wissenschaftliche Leiterin der Studie, „daher unterstützen die Ergebnisse dieser Studie eindeutig das Ziel, keinen neuen Abbau von Torf in Südtirol zu genehmigen, wie es im Klimaplan 2024 der Südtiroler Landesregierung festgehalten ist.“

Durch den Torfabbau entstehen in der ausgeräumten Talsohle des Etschtales kurzfristig wertvolle Wasserflächen, die auch Lebensraum für zwei von der Europäischen Union geschützte Amphibienarten, die Gelbbauchunke und die Wechselkröte, aber auch für verschiedene Wasservögel bieten. „Allerdings sind diese Torfgruben für den langfristigen Erhalt der gefährdeten Arten nicht geeignet, da sie Produkt einer temporären wirtschaftlichen Tätigkeit sind und keine längerfristige Standortskontinuität garantiert wird“, unterstreicht Andreas Hilpold, Biologe von Eurac Research und Mitautor der Studie. „Zudem wird durch die Torfentnahme standortfremdes Gesteinsmaterial eingebracht, das z.B. eine zukünftige Renaturierung des Gebietes deutlich erschwert.“ Stattdessen sollten laut Hilpold Maßnahmen ergriffen werden, die zumindest an Teilstrecken der Etsch den ursprünglichen Auwaldcharakter wiederherstellen, die dann auch den geschützten Arten langfristig einen Lebensraum garantieren.

Südtiroler Torf wird vor allem in der Pilzzucht in Italien und auf dem Balkan verwendet, nur ein geringer Teil wird im lokalen Gartenbau eingesetzt. Um zu vermeiden, dass Torf an anderer Stelle abgebaut wird, sollte in diesen Bereichen auf torffreie Alternativen gesetzt werden, so das Forschungsteam.

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Torfabbau im Südtiroler Unterland
Durch den Torfabbau in Südtirol wurden bisher bereits 400.000 Tonnen CO2 ausgestoßen

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