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Center for Advanced Studies - News & Events - Leadership muss jünger und diverser werden

30 Mai 23

Leadership muss jünger und diverser werden

Persönlichkeiten aus Afrika, Amerika und Europa sprachen am Forschungszentrum Eurac Research über neue Formen der Partnerschaft in Sachen Leadership

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Roland Benedikter, Patrizio Bianchi, Sadio Barry, William Mensa Tsedze, Hellicy Ngambi, Roland Psenner, Ismaila Quedraogo, Thomas Spielbüchler, Gloria Chuku, Harald Pechlaner, Susanne Dammer, Katharina Crepaz und Chiara Paris© Eurac Research

Es ist Aufgabe der Wissenschaft, Themen aus neuer Perspektive zu beleuchten. Das erste African-South Tyrolean Leadership Forum, organisiert vom Center for Advanced Studies von Eurac Research, hat sich genau dieses Ziel gesetzt und Fachleute aus Wissenschaft und Praxis nach Bozen geladen, um über Leadership in Zeiten des Umbruchs zu diskutieren. Im Fokus standen gestern die besonderen Herausforderungen zweier Realitäten ganz unterschiedlicher Struktur und Dimension: Afrika und Südtirol.

Afrika gilt insbesondere mit seiner ambitionierten, jungen Bevölkerung als der “Kontinent der Zukunft”. Das Durchschnittsalter liegt bei nur knapp über 18 Jahren. „Eine demographische Besonderheit, die sich im Leadership jedoch nicht widerspiegelt“, hoben Ismaila Quedraogo, EU4EU Scholar bei Eurac Research und William Mensa Tsedze, Afrika-Direktor bei Earth Guardians hervor: „Zwei Fünftel der Führungskräfte sind über 70 Jahre alt.“ Dass man junge Menschen früh in Entscheidungspositionen involvieren müsse, unterstrich auch Manuela Bertagnolli, Präsidentin der Jungunternehmer im Unternehmerverband. Ein besonderes Augenmerk der Tagung lag auf Female Leadership und Frauen in postkolonialen Kontexten. Gloria Chuku, Professorin für Africana Studies an der Universität von Maryland sprach in Bozen von einer Feminisierung der Armut. Es habe sich in den vergangenen Jahrzehnten gezeigt, dass Frauen mehr und länger als Männer arbeiten, und dennoch unverhältnismäßig weniger besitzen. Der Großteil ihrer Arbeit bleibe unbezahlt und werde schlecht entlohnt.

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Diversität als Schlüssel für Innovation und nachhaltige Entwicklung

50 Prozent der afrikanischen Bevölkerung ist weiblich. Es sei von entscheidender Bedeutung, das volle Potenzial der Frauen zu erkennen, um einen größeren wirtschaftlichen, sozialen und politischen Fortschritt der afrikanischen Nationen zu erreichen, betonte Hellicy Ngambi, Professorin für Business Leadership und Gründerin des RARE-Prinzips (Responsible, Accountable, Relevant, Ethical) für wertebasierte Führung. „Afrika muss lernen, zusammenzuleben und zu arbeiten, Unterschiede zu respektieren und die Vielfalt als Vorteil des Kontinents zu erkennen und zu nutzen.“ Auch in Südtirol schaut es mit der Diversität in Führungspositionen mager aus. „Nur 18 Prozent der Unternehmen werden von Frauen geführt. Der Anteil von Frauen in der Politik liegt bei knappen 11 Prozent“, wie Susanne Dammer, Expertin für Diversity, Equity & Inclusion Management bedauerte. Dabei würden Studien deutlich zeigen, dass Unternehmen mit Geschlechtervielfalt auf Führungsebene rentabler seien und eine um 21 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit haben, den nationalen Durchschnitt zu übertreffen.

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Wunsch nach neuem Leadership

Mit Sadio Barry war außerdem ein guineischer Präsidentschaftskandidat in Bozen. Er sprach über die Notwendigkeit einer neuen Führung in Übergangsländern. Nicht nur Sklavenhandel und territoriale Zerstückelung seien die Ursache für Elend und Unterentwicklung, die noch ein halbes Jahrhundert nach der Kolonialisierung grassieren. Was eine willkürliche Grenzziehung ohne Rücksicht auf die Bevölkerung bedeute, habe schließlich auch Südtirol erlebt. Mitverantwortlich seien in Afrika vor allem auch die Eliten und die alte politische Klasse. „Die afrikanischen Länder brauchen eine neue Politik, die sich der globalen Probleme bewusst ist, weniger komplex, weniger korrupt, besser ausgebildet und dynamischer ist“, unterstrich Barry. Diese Einschätzung teilte auch Thomas Spielbüchler, Senior Lecturer am Institut für Neure Geschichte und Zeitgeschichte an der Universität Linz: "In Europa gibt es zu jedem Problem 27 Meinungen – in Afrika 55. Das Vertrauen in ,Veränderung von Oben‘ ist also nicht umsonst getrübt, das Verlangen nach New Leadership evident. Dieser Antrieb kommt aus der Gesellschaft – aus der teilnehmenden, sich engagierenden, interessierten Gesellschaft. Der Zivilgesellschaft."

Beim abschließenden Podiumsgespräch beteiligten sich außerdem Hans Karl Peterlini, Leiter des UNESCO Chair Global Citizenship Education - Culture of Diversity and Peace und Robert Mudida, Forschungsdirektor der Central Bank of Kenya an der Diskussion. Die Konferenz wurde vom UNESCO-Lehrstuhl für Antizipation und Transformation am Forschungszentrum Eurac Research organisiert. Einführende Vorträge hielten Roland Benedikter, Lehrstuhlinhaber und Co-Leiter des Center for Advanced Studies sowie Harald Pechlaner, Leiter des Center. „Wir brauchen Afrika, nicht andersrum“, so der Tenor. Grußworte sprachen Roland Psenner, Präsident von Eurac Research sowie Patrizio Bianchi von der offiziellen Vereinigung der 43 UNESCO Chairs in Italien ReCUI.

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