6,5 % weniger

Schneebedeckung unterhalb von 1000 Höhenmetern in Südtirol seit 2002

Schneebedeckung

FolgenFolgen

Der Indikator zeigt den Wert der Schneebedeckung (Snow Cover Area, SCA %) über Südtirol. Er vergleicht den aktuellen Wert (current SCA) mit dem aus den Daten von 2002 bis heute errechneten Durchschnitt und zeigt auch die in diesen Jahren verzeichneten Höchst- und Mindestwerte.

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Klimawandel Monitoringby

Beschreibung der Ergebnisse

In höheren Lagen (2000 bis 3000 m und oberhalb von 3000 m ) gab es im Untersuchungszeitraum im Winter eine nahezu stabile Schneebedeckung, in der mehr als 70 % der Fläche mit Schnee bedeckt waren. In tieferen Lagen (1000 bis 2000 m, unterhalb von 1000 m) hingegen sind starke Schwankungen von Jahr zu Jahr sowie eine leichte Tendenz zu einer abnehmenden Schneedecke in den letzten 20 Jahren zu beobachten. Der Winter 2016/17 war bisher der Winter mit der geringsten Schneedecke in diesen Höhenlagen. Der Winter 2022 war der Winter mit der zweitniedrigsten (für Höhenlagen unter 1000 m) und der viertniedrigsten (für Gebiete zwischen 1000 bis 2000 m) Schneedecke seit 2022. Besonders im Frühjahr (März bis April) war das Jahr 2022 das Jahr mit der niedrigsten Schneedecke für alle Gebiete unter 2000 m seit 2002 (siehe Abb. 2).

Eine geringe Schneedecke im Winter führt zu einem geringen Abfluss von Schnee im späten Frühjahr/Frühsommer und kann zu Wasserknappheit in der Landwirtschaft, im Tourismus, in der Industrie und bei der Energieerzeugung führen.

Wasserknappheit ist im Jahr 2022 in Norditalien ein wichtiges Thema, weil eine Kombination aus geringer Schneedecke, fehlenden Niederschlägen und einem sehr warmen Frühjahr und Sommer mit überdurchschnittlichen Temperaturen eine große Auswirkung auf die Wasserverfügbarkeit hat.

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Abbildung 2 zeigt, dass die Schneebedeckungswerte im Zeitraum von Oktober 2021 bis März 2022 unter dem langfristigen Durchschnitt und nahe an den im Zeitraum 2000 bis 2021 beobachteten Tiefstwerten liegen. Das erste Quartal 2022 war in ganz Norditalien durch das Fehlen von Niederschlag in Form von Regen und Schnee gekennzeichnet. Veränderungen der Schneebedeckung haben vielfältige Auswirkungen auf die alpine Flora und Fauna, den Tourismus, die Verfügbarkeit von Wasser für die Wasserkraft und die Landwirtschaft.

Europäischer und internationaler Vergleich

Allgemein hat sich die Schneebedeckung in den letzten Jahren erheblich verändert (1) (2). Mehrere neuere Studien haben gezeigt, dass die Schneemenge und die Schneedauer in den letzten 20 bis 30 Jahren abgenommen haben, wenn auch mit erheblichen Schwankungen hinsichtlich der Bezugsjahre und Gebiete. Die am stärksten betroffenen Gebiete sind die Anden, Teile des Himalaya und die nordamerikanischen Gebirgszüge. Was die Alpen betrifft, so ist der Rückgang der Schneedeckenausdehnung und -dauer im Laufe der Jahre nicht konstant. Bei Analysen auf der Grundlage bodengebundener Schneehöhendaten beträgt der durchschnittliche Trend von November bis Mai -8.4 % pro Jahrzehnt (1971 bis 2019), während die Schneedauer um -5.6 % pro Jahrzehnt abnimmt (3).

Methode

Der Grafik wurde aus täglichen MODIS-Satellitenbildern gewonnen. Die Bilder werden mit einem von Eurac Research (4) entwickelten Algorithmus verarbeitet, um die Schneebedeckung zu ermitteln. Der Algorithmus wurde unter Berücksichtigung der Besonderheiten von Berggebieten (Topographie und Heterogenität der Abdeckung) und unter Verwendung der 250-m-Auflösungsdaten von MODIS entwickelt. Das Ergebnis ist ein Produkt mit einer besseren Auflösung als das von der NASA entwickelte MODIS MOD10 Produkt (500 m). Aus diesen täglichen Bildern wurden die Durchschnittswerte der Schneebedeckung in Südtirol berechnet, wobei eine Interpolation vorgenommen wurde, um fehlende Informationen aufgrund der häufigen Bewölkung auszugleichen. Aus diesen Tagesdurchschnittswerten wurden dann die Jahresdurchschnittswerte sowie die jeweiligen Mindest- und Höchstwerte ermittelt. Es ist wichtig zu erwähnen, dass der MODIS-Satellit zwar nur Informationen über die letzten 20 Jahre liefert und daher langfristige Trends nicht bewertet werden können, diese Daten jedoch eine sehr wichtige Informationsquelle darstellen, da sie die höchstmögliche Bodenauflösung bieten, was für das Verständnis von Schwankungen – insbesondere in Berggebieten –von grundlegender Bedeutung ist.

Betroffene Sektoren

  • Wassermanagement

  • Landwirtschaft

  • Naturgefahren

  • Wasserkraft

  • Tourismus

Verwandte Indikatoren

+ 2.0 °C

seit 1980 für ganz Südtirol im Durchschnitt (Theil-Sen)

Jahresmitteltemperatur

+ 36 % im Winter
+ 3 % im Sommer

im Jahr 2022 durchschnittlich mehr Niederschlag seit 1981 (Theil-Sen)

Niederschläge

Moderate Trockenheit

im Sommer 2022 nach SPEI-6

Trockenheit

+ 5.4 % 

Abfluss im Winter alle 10 Jahre  (im Mittel)

Mittlerer Abfluss der Etsch

Quellenverzeichnis

(1) Beniston, M., Farinotti, D., Stoffel, M., Andreassen, L. M., Coppola, E., Eckert, N., Fantini, A., Giacona, F., Hauck, C., Huss, M., Huwald, H., Lehning, M., López-Moreno, J.-I., Magnusson, J., Marty, C., Morán-Tejéda, E., Morin, S., Naaim, M., Provenzale, A., Rabatel, A., Six, D., Stötter, J., Strasser, U., Terzago, S., and Vincent, C., 2018: The European mountain cryosphere: a review of its current state, trends, and future challenges, The Cryosphere 12, 759-794. https://doi.org/10.5194/tc-12-759-2018

(2) Notarnicola, C., 2020: Hotspots of snow cover changes in global mountain regions over 2000-2018. Rem. Sen. Environ. 243, 111781. https://doi.org/10.1016/j.rse.2020.111781

(3) Matiu, M., Crespi, A., Bertoldi, G., Carmagnola, C. M., Marty, C., Morin, S., Schöner, W., Cat Berro, D., Chiogna, G., De Gregorio, L., Kotlarski, S., Majone, B., Resch, G., Terzago, S., Valt, M., Beozzo, W., Cianfarra, P., Gouttevin, I., Marcolini, G., Notarnicola, C., Petitta, M., Scherrer, S. C., Strasser, U., Winkler, M., Zebisch, M., Cicogna, A., Cremonini, R., Debernardi, A., Faletto, M., Gaddo, M., Giovannini, L., Mercalli, L., Soubeyroux, J.-M., Sušnik, A., Trenti, A., Urbani, S., and Weilguni, V., 2021: Observed snow depth trends in the European Alps: 1971 to 2019, The Cryosphere, 15, 1343–1382. https://doi.org/10.5194/tc-15-1343-2021

(4) Notarnicola, C.; Duguay, M.; Moelg, N.; Schellenberger, T.; Tetzlaff, A.; Monsorno, R.; Costa, A.; Steurer, C.; Zebisch, M. Snow Cover Maps from MODIS Images at 250 m Resolution, Part 1: Algorithm Description. Remote Sens. 2013, 5, 110-126. doi:10.3390/rs5010110

 

Kontakt

Eurac Research: Alexander Jacob, Carlo Marin, Claudia Notarnicola, Valentina Premier, Bartolomeo Ventura, Institut für Erdbeobachtung

 

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