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Flugrettung: In großen Höhen sollten sich Einsatzkräfte bei der Wiederbelebung häufiger abwechseln

Hier die Studienergebnisse der Testreihe, die im terraXcube durchgeführt wurde

by Valentina Bergonzi

Im Extremklimasimulator terraXcube haben Notfallmediziner in Zusammenarbeit mit der Internationalen Kommission für Alpines Rettungswesen (IKAR) und unterstützt vom Weißen Kreuz, die Qualität der Herzdruckmassage auf 3.000 und 5.000 Höhenmetern untersucht.

Abwechselnd führen rund 50 Ärzte, Techniker, Piloten und Sanitäter aus der Schweiz, Deutschland, Italien und Österreich Herzmassagen an einer Puppe durch. Dabei wird die Position ihrer Hände, die Häufigkeit der Druckbewegungen und deren Tiefe aufgezeichnet. Auf der anderen Seite der Glasscheibe – im sogenannten Kontrollraum – überwacht ein Forscherteam in der Zwischenzeit die Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung und Herzfrequenz der Testpersonen. Die Tests finden auf 200, 3.000 und 5.000 Höhenmetern statt. Die Testpersonen erreichen die Höhe jedoch nicht an Bord eines Hubschraubers, sondern im terraXcube, wo hypoxische Bedingungen – also Sauerstoffmangel – simuliert werden kann.

„Bei Einsätzen im Hochgebirge verschlechtert sich die Qualität der Herzmassage nach 60 bis 90 Sekunden.“

Giacomo Strapazzon

Den verschiedenen Aufgaben stellten sich die Einsatzkräfte, ohne zu wissen, auf welcher Höhe sie sich gerade befanden. Dieser Umstand erlaubte dem Forscherteam, rein physiologische und nicht von Umweltfaktoren beeinflusste Daten zu analysieren. Keine der Testpersonen stellte bei der Selbsteinschätzung einen Leistungsabfall fest, die Ergebnisse sprechen jedoch eine andere Sprache: „Während die Frequenz und Tiefe der Herzdruckmassage anfangs in der Norm sind, nimmt die Tiefe nach ein bis anderthalb Minuten ab. Auch die Reaktionszeit lässt etwas nach“, erklärt Giacomo Strapazzon, stellvertretender Leiter des Instituts für Alpine Notfallmedizin von Eurac Research, der die Studie zusammen mit Anna Vögele und Michiel van Veelen durchgeführt hat.

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„Die geltenden Richtlinien können optimiert werden.“

Giacomo Strapazzon

Ursache für den Leistungsabfall ist der abnehmende Sauerstoffgehalt in der Luft. So stellte das Forscherteam auf 5.000 Metern eine deutliche Senkung der Sauerstoffsättigung unter 78 Prozent fest, während sie im Normalfall bei 98 Prozent liegt. „Es wäre ratsam, die geltenden Richtlinien zu optimieren. Derzeit wechseln sich die Einsatzkräfte bei der Herzdruckmassage alle zwei Minuten ab, diese Zeiten sollten gekürzt werden. Außerdem könnte man vorsehen, dass bei Rettungseinsätzen in großen Höhen ein automatisches Herzmassagegerät zur Standardausrüstung gehört“, so Strapazzon.

In diesen Wochen finden im terraXcube ähnliche Tests statt, bei denen auf 4.000 Metern zusätzlicher Sauerstoff eingesetzt wird, um zu verstehen, ob dies bei gewissen Einsätzen der Flugrettung sinnvoll ist. Die Forscherinnen und Forscher planen außerdem eine Feldstudie, um die Auswirkungen von umweltbedingten Stressfaktoren auf die Einsatzkräfte zu untersuchen.

Die Studienergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift Journal of the American Heart Association veröffentlicht.

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