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Nun zeigen sich die Folgen eines schneearmen Winters

Ausgehend von der Schneemenge in den Bergen berechnet ein neuer Online-Dienst die verfügbaren Wasserressourcen im gesamten Alpenraum

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In der Sommerzeit bekommen wir die Rechnung für einen trockenen und warmen Winter präsentiert: Wer Wasser benötigt – für welchen Zweck auch immer – muss die immer knapper werdende Ressource mit anderen teilen. Die Folgen sind auch in der Ebene zu spüren: der Fluss Po in Piacenza (Isola Serafini), Juni 2022

© null | Pierlino Bergonzi

Pierlino Bergonzi

Ein Forschungsteam von Eurac Research hat zusammen mit den Unternehmen MobyGIS und Sinergise einen Dienst entwickelt, der die verfügbaren Wasserressourcen für die warmen Sommermonate frühzeitig berechnet, und zwar ausgehend von der Schneemenge in den Bergen. Die Web-Anwendung liefert hochauflösende Echtzeitkarten und umfasst erstmals den gesamten Alpenraum. Das Projekt wird von der Europäischen Weltraumorganisation ESA finanziert; vor der Markteinführung kann der Prototyp etwa sechs Monate lang kostenlos getestet werden.

eo4Alps nennt sich der Onlinedienst, der über eine einfach zu bedienende Benutzeroberfläche verfügt: Die Karten nehmen einen Großteil des Bildschirms ein, an den Rändern befindet sich die Steuerelemente für die Benutzerinnen und Benutzer. Sie können das betreffende Gebiet in den Alpen auswählen und die gewünschten Parameter festlegen: die Ausdehnung der Schneedecke, die Schneehöhe und ihr Schneewasseräquivalent, das heißt die Wassermenge, die nach der Schneeschmelze verfügbar sein wird. Da in Europa der Großteil der Winterniederschläge oberhalb von 1.000 Metern in Form von Schnee fällt und erst nach der Schneeschmelze in den Wasserkreislauf gelangt, ist es entscheidend, diese Reserve zu berechnen – vor allem weil die anhaltende Klimakrise die Ressourcen zunehmend erschöpft. „Es gibt bereits etwa hundert Interessenten für unsere Anwendung. Dabei handelt es sich um Betreiber von Wasserkraftwerken, regionale Umweltbehörden, private Unternehmen, die Wettervorhersagen bereitstellen oder Sensoren entwickeln, und natürlich Einrichtungen, die im Bereich Forschung und Umweltmonitoring tätig sind“, erklärt Matteo Dall'Amico, Geschäftsführer von MobyGIS, dem Unternehmen aus Trient, das das Projekt leitet.

alt© eo4alps snow consortium
Fallbeispiel des Onlinedienstes: Die Karte zeigt das Wasseräquivalent des Schnees in den Alpen

Einige Überwachungsinstrumente gibt es bereits, allerdings ist ihre Anwendung auf einzelne Regionen beschränkt oder ihre Auflösung gering. eo4Alps deckt hingegen den gesamten Alpenraum ab und bietet eine Datenauflösung von 250 Metern. „Für eine genauere Schätzung haben wir die Vorteile physikalischer Modelle mit denen der Fernerkundung kombiniert”, erklärt Mattia Callegari, Forscher am Institut für Erdbeobachtung von Eurac Research. „Wir haben sowohl die optischen Bilder der Satelliten Sentinel-2 und Sentinel-3 als auch die Radarbilder von Sentinel-1 verwendet. Die IT-Experten von Sinergise haben daraufhin die Infrastruktur für die operationelle Datenverarbeitung und die Online-Plattform entwickelt.“

Vor kurzem wurde der Prototyp der wissenschaftlichen Gemeinschaft vorgestellt; er ist nur für etwa sechs Monate kostenlos zugänglich. Nach Projektabschluss soll der Onlinedienst als kommerzielles Produkt am Markt erhältlich sein. Das Projekt ist Teil eines Förderprogramms der ESA, das die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft gezielt fördert.

Für den Zugriff auf den kostenlosen Prototypen klicken Sie auf demontrator: https://www.waterjade.com/eo4alps-snow

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