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Wege und Grenzen: Routentourismus – wenn Bewegung Destination wird

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Wege und Grenzen: Routentourismus – wenn Bewegung Destination wird
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Die Pilgerreise war die Geburtsstunde des Tourismus – wenn man so will. Spirituelle Motivation oder Pflichthingabe haben die Menschen dazu gebracht, Haus und Hof zu verlassen, um sich auf Wanderschaft zu begeben. Mit all den Anstrengungen des damaligen Reisens und den immensen Kosten – Pilgern war eine Last aber auch Abenteuer, Horizonterweiterung und eine Möglichkeit, die Einöde des Alltags zu verlassen.

Spirituelles Pilgern wurde in der westlichen Sinnkrise der späten Neunziger zum Heilmittel, um Körper und Geist zu reinigen, zu einer Art Self-Wellness. Der Jakobsweg ist bekannt, wie Spanien selbst. Der Trend zum Reisen entlang von Wegen hat seit immer die Menschen mobilisiert. Ob zu Fuß oder mit dem Rad – das einstige Luxusgut Fernreise musste einer neuen Art der Luxusreise Platz machen, die auch noch ökologisch kompatibel zu sein scheint. Eine Luxus-Reiseform mit geringem Anspruch – was braucht es schon? Ein Ziel, eine Landschaft, eine Unterkunft und viel, viel Zeit. Der neue Luxus des Einfachen findet im Bereisen einer Route den perfekten Archetypen. Routentourismus – möglicherweise sogar ein Wachstumsmarkt?

Auch die Alpen bleiben von diesem neuen Trend nicht unberührt und aktuell herrscht noch wenig Klarheit, wo die Reise hingehen soll. Fernwanderwege wie der E5, die Varianten der Via Alpina oder der Alpen-Adria Fernwanderweg erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Auch neue Produkte wie ein Wanderweg vom Tegernsee nach Sterzing sind angesagt. Das Angebot, um per pedes Land und Leute kennen zu lernen ist groß.

Nur Wenige werden die Mühen auf sich nehmen, um vom Nordkap bis nach Siracusa mit dem Rad zu reisen, aber dass es ein übergreifendes Europäisches Fernradwegenetz gibt, ist schon ein Statement für sich. Der Bodensee-Radweg in Deutschland/Schweiz/Österreich, der Trans-Pennine-Trail in Großbritannien oder die Drei-Länder-Route Via Claudia Augusta sollen hier beispielhaft gennant werden, um aufzuzeigen, dass Routentourismus zwar ein Nischenprodukt, aber dennoch kein Randphänomen ist.

Für das alpine Tourismusmanagement ist der Routentourismus mit wenigen Ausnahmen noch weitestgehend eine Nebenerscheinung. Weder Ressourcen noch Strategien werden im Alpenraum gezielt eingesetzt, um im positiven Sinne die Geschicke in die Hand zu nehmen. Zu gering ist oder zumindest war das ökonomische Verwertungspotenzial. Aber mit einer teilweisen Krise im traditionellen Geschäft einiger alpiner Destinationen scheint sich das Blatt langsam zu wenden – mit der Konsequenz, dass die eine oder andere Destination oder Region Marktpotenzial rund um den Routengast wittert. Dies führt zu einer neuen Dynamik, die nicht ganz ungefährlich ist, denn eine Route ist eben keine Destination im traditionellen Sinne und so können auch gut gemeinte Ansätze Gefahr laufen, dem Produkt Route eher zu schaden, als zu nutzen. Entlang einer Route manifestieren sich eine Vielzahl an Interessen und Interessensgruppen und aus dieser Heterogenität eine zielorientierte Handlungsfähigkeit ableiten zu können, ist eine komplexe Managementaufgabe.

Am 26. Februar 2015 wird an der EURAC im Rahmen der Tagung ‘Wege und Grenzen am Beispiel der Via Claudia Augusta’ das Thema aus unterschiedlichen Blinkwinkeln beleuchtet. Eine wichtige Rolle spielt dabei insbesondere auch die Frage der Governance und des Managements solcher Routen.

Wir vom Institut für Regionalentwicklung und Standortmanagement werden das Thema in Zukunft weiter vertiefen, ‘Research Biking’ wird uns dieses Jahr nach Venedig bringen und auch weitere Initiativen sind in Diskussion, um unsere Einblicke und unser Verständnis für die Komplexität des nachhaltigen Routentourismus weiter zu schärfen.

Autoren: Harald Pechlaner, Michael Volgger, Manuel Demetz

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Citation

https://doi.org/10.57708/b22008491
Demetz, M. Wege und Grenzen: Routentourismus – wenn Bewegung Destination wird. https://doi.org/10.57708/B22008491

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