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Center for Advanced Studies - News & Events - Futurologischer Kongress: Energie, die universelle Währung

22 September 21

Futurologischer Kongress: Energie, die universelle Währung

Energie verbindet alles. Der zweite Futurologische Kongress des Center for Advanced Studies von Eurac Research und des Festivals Transart machte dies durch wissenschaftliche Vorträge, Gesangs- und Tanzperformances und Videoinstallationen erfahrbar.

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Liquid Loft - Dance Company© Eurac Research / Transart | LUCA GUADAGNINI / LINEEMATICHE

Als der polnische Autor Stanisław Lem 1970 an seinem Science-Fiction-Roman „Der futurologische Kongress“ schrieb, war ihm wohl nicht klar, dass Jahrzehnte später ein eben solches Format in der kleinen Alpenstadt Bozen stattfinden würde. "Energy: The Universal Currency" war das Thema des Futurologischen Kongresses am 16. und 17. September 2021 im NOI Techpark. Zum zweiten Mal luden das Center for Advanced Studies von Eurac Research und das Festival Transart zu diesem besonderen Format, bei dem Forschung und Kunst, Technologie und Kultur aufeinandertrafen. Im Jahr zuvor war der Kongress einem ebenso aktuellen Thema gewidmet, nämlich der Menschheit im Zeitalter der künstlichen Intelligenz.

Seit mehr als einer Generation wüssten Klimaforscher, was auf uns zukomme. Um uns auf diese Zukunft vorzubereiten, werde es die Zusammenarbeit und Energie aller brauchen, betonte Roland Psenner, Präsident von Eurac Research die interdisziplinäre Ausrichtung des Futurologischen Kongresses. Tatsächlich versuchte der Kongress in dieser Ausgabe, alle Facetten des Themas Energie zu berühren. Angesichts der bedrohlichen Lage, in der sich die Menschheit und der Planet Erde befinden, wurde der physikalischen Energie, dem weltweiten Energieverbrauch und unserer mehr als problematischen Wirtschaftsweise viel Raum geboten. Dazu sprachen etwa Graeme Maxton, Umweltökonom und ehemaliger Generalsekretär des Club of Rome, Harald Desing, Umweltingenieur an der eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in St. Gallen und Wolfram Sparber, Leiter des Instituts für Erneuerbare Energie von Eurac Research. Sie alle unterstrichen, dass der Umstieg auf erneuerbare Energien keine Utopie der Zukunft, sondern - etwa durch die Nutzung von Solarenergie - bereits heute und jetzt möglich und unbedingt notwendig sei. Die Technologien seien vorhanden, was fehle seien der Wille der großen Player in Politik und Wirtschaft sowie das Bewusstsein in unserer individualisierten Gesellschaft.

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Theo Jansen© Eurac Research / Transart - LUCA GUADAGNINI / LINEEMATICHE
Theo Jansen© Eurac Research / Transart - LUCA GUADAGNINI / LINEEMATICHE
Theo Jansen© Eurac Research / Transart - LUCA GUADAGNINI / LINEEMATICHE

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Roland Psenner© Eurac Research / Transart - LUCA GUADAGNINI / LINEEMATICHE
Harald Pechlaner© Eurac Research / Transart - LUCA GUADAGNINI / LINEEMATICHE
Peter Paul Kainrath© Eurac Research / Transart - LUCA GUADAGNINI / LINEEMATICHE

Bauwirtschaft und Städteplanung standen im Vordergrund des Vortrages von Areti Markopoulou. Bestehende Gebäude seien für ganze 40 Prozent des Energieverbrauchs in der EU verantwortlich, unterstrich die Architektin und Urbantechnologin. Sie stellte anhand verschiedener Beispiele vor, wie Bauwesen und Architektur zu einer klimafreundlichen Zukunft beitragen können - unter anderem, indem die Natur nicht nur als Vorbild für Design herangezogen, sondern Design im Einklang mit der Natur geplant werde. Für die Bergführerin Michaela Egarter ist die Natur unmittelbarer Arbeitsplatz. Die Auswirkungen unserer derzeitigen Lebensweise und des Klimawandels seien am Berg deutlich spürbar, schilderte sie im Gespräch mit Harald Pechlaner. Die Energie, die wir aus der Natur ziehen, müsse mit Respekt an sie zurückgegeben werden.

Fabio Pacucci, Astrophysiker an der Harvard Universität, blickte bereits über unsere terrestrischen Grenzen hinaus. Er sprach über seine Forschung zu schwarzen Löchern und ihre Bedeutung als effizienteste Energiequellen des Universums. In einer fernen Zukunft könnten sie es der Menschheit ermöglichen, auch auf anderen Planeten zu leben, galaktische Handels- und Kommunikationsbeziehungen aufzubauen – vorausgesetzt natürlich, dass wir uns nicht vorher selbst ins Aus befördern.

Ganz ohne menschliche Unterstützung könnten bald kleine "Herden" von Strandtieren, sogenannte Strandbeests unterwegs sein. Zumindest wenn es nach ihrem Erbauer Theo Jansen geht. Der niederländische Künstler kombiniert in seinen faszinierenden kinetischen Kunstobjekten evolutionaristische Bionik und Ingenieurwissenschaften. Beim Futurologischen Kongress stellte er seine verschiedenen Objekte nicht nur vor, sondern zeigte auch anschaulich, auf welche Weise sie zum Leben erwachen.

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© Eurac Research / Transart - LUCA GUADAGNINI / LINEEMATICHE
Sibylle Trawöger© Eurac Research - Alessandra Volgger
Fabio Pacucci© Eurac Research - Alessandra Volgger

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Harald Desing© Eurac Research - Alessandra Volgger
Panel Discussion: Graeme Maxton, Wolfram Sparber, Michaela Egarter & Harald Pechlaner© Eurac Research - vvm
Areti Markopoulou© Eurac Research - Alessandra Volgger
Daisy Press© Eurac Research - Alessandra Volgger

Zurück im Hier und Jetzt sprach Karin Frick, Zukunfts- und Trendforscherin am Gottlieb Duttweiler Institut, über die soziale Energie als treibende Kraft für Innovation und nachhaltige Entwicklung in Regionen. Sind unsere ökonomischen Voraussetzungen erfüllt, entscheiden wir sozial. Menschen gehen dorthin, wo etwas los ist, wo sie auf andere treffen, die wiederum mit ihren Ideen anregen und von denen sie etwas lernen können. Frick unterstrich, dass es einen Wandel vom Konkurrenz- hin zum Kooperationsdenken brauche, wenn wir die Probleme unserer Zeit lösen wollen.

Auch Sybille Trawöger, Theologin und Umwelttechnologin, sprach von Relationalität als Schlüssel. Menschen stünden stets im energetischen Austausch mit ihrer Umwelt. Was für einen angemessenen Umgang mit der ökologischen Krise unabdingbar sei, sei die Betrachtung der „Intraaktion“, also nicht die Fokussierung auf die Pole Subjekt und Objekt, sondern dessen, was zwischen den Polen, zwischen Mensch und Mensch, Mensch und Umwelt geschieht. Man müsse die Verwobenheiten des Menschen wahrnehmbar machen, um darauf reagieren zu können.

Über Reaktionen und Energien ganz anderer Art referierte Walter von Lucadou. Der promovierte Physiker und Psychologe gilt als Experte in der Erforschung sogenannter übersinnlicher Phänomene und beschäftigt sich mit den psychologischen Zusammenhängen beziehungsweise mit sogenannten Embodimentstörungen, die solche vermeintlichen Wahrnehmungen hervorrufen können.

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Liquid Loft - Dance Company© Eurac Research / Transart - LUCA GUADAGNINI / LINEEMATICHE
Liquid Loft - Dance Company© Eurac Research / Transart - LUCA GUADAGNINI / LINEEMATICHE
Liquid Loft - Dance Company© Eurac Research / Transart - LUCA GUADAGNINI / LINEEMATICHE

Künstlerische Energie entfesselte die Dance Company Liquid Loft mit einer Performance, die aus dem Publikum herausbrach und wie eine energetische Welle wieder ins Publikum zurückkehrte, genauso wie die amerikanische Vokalkünstlerin Daisy Press, deren Gesang zunächst live aus dem Kloster Marienberg in den NOI Techpark gestreamt wurde, die am zweiten Kongresstag aber auch direkt auf der Bühne in Bozen stand. Am Piano begeisterte außerdem Christoph Grund. Ähnlich wie bei einen Stummfilm begleitete er den Film Mountain & Maiden von Shmuel Hoffman & Anton von Heiseler.

Ein ganzes Feuer- beziehungsweise Lichterwerk zündete der Futurologische Kongress in Zusammenarbeit mit dem Videokünstler Stefano Di Buduo und dem Stadttheater Ingolstadt am Kirchturm im Reschensee. Die imposante Lichtinstallation „Unter Wasser“ lies die Geister der Vergangenheit wieder aufleben und machte deutlich, wie tief diese besondere Erinnerungskultur die Menschen im Vinschgau bis heute bewegt. Möglich gemacht wurde das Kunstwerk durch die Mithilfe der Freiwilligen Feuerwehren Graun und Reschen, der Gemeinde Graun, des Tourismusvereins Reschen und Oskar Light.

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Underwater - Stefano Di Buduo & Stadttheater Ingolstadt / Futurological Congress© Karlheinz Sollbauer
Underwater - Stefano Di Buduo & Stadttheater Ingolstadt / Futurological Congress© Karlheinz Sollbauer
Underwater - Stefano Di Buduo & Stadttheater Ingolstadt / Futurological Congress© Karlheinz Sollbauer
Underwater - Stefano Di Buduo & Stadttheater Ingolstadt / Futurological Congress© Karlheinz Sollbauer

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Underwater - Stefano Di Buduo & Stadttheater Ingolstadt / Futurological Congress© Karlheinz Sollbauer
Underwater - Stefano Di Buduo & Stadttheater Ingolstadt / Futurological Congress© Karlheinz Sollbauer
Underwater - Stefano Di Buduo & Stadttheater Ingolstadt / Futurological Congress© Karlheinz Sollbauer
Underwater - Stefano Di Buduo & Stadttheater Ingolstadt / Futurological Congress© Karlheinz Sollbauer
Underwater - Stefano Di Buduo & Stadttheater Ingolstadt / Futurological Congress© Karlheinz Sollbauer

Videoaufnahmen

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Energieperspektiven für ein lebensfreundliches Klima - Harald Desing

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Black holes: The most efficient energy source in the universe - Fabio Pacucci

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Why we need a different mindset, not new technology - Graeme Maxton

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Energy and passion: Panel discussion with Graeme Maxton, Wolfram Sparber & Michaela Egarter

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