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Herdenschutz

Neues Projekt soll Nutztierhalter in Südtirol ausbilden

Mehr als 84.000 Weidetiere werden allein in Südtirol jedes Jahr auf die Almen aufgetrieben. Zum ersten Mal startet nun ein groß angelegtes EU-Projekt namens LIFEstockProtect in Bayern, Österreich und Südtirol, das sich umfassend dem Herdenschutz der Weidetiere widmet.

Mehr als 84.000 Weidetiere werden allein in Südtirol jedes Jahr auf die Almen aufgetrieben. Neben Krankheiten und Unfällen, die für Verluste verantwortlich sein können, sehen die Nutztierhalter auch eine Gefahr durch anwesende Beutegreifer in Südtirol. Ein Abschuss der geschützten Raubtiere ist nach den geltenden gesetzlichen Richtlinien nicht möglich, außer im Fall von dokumentierten Problemtieren. Gleichzeitig zeigen Beispiele aus anderen Bergregionen, dass die Weidewirtschaft aufrecht erhalten werden kann, trotz zunehmender Präsenz von Wolf und Bär. Vor diesem Hintergrund startet nun zum ersten Mal ein groß angelegtes EU-Projekt namens LIFEstockProtect in Bayern, Österreich und Südtirol, das sich umfassend dem Herdenschutz der Weidetiere widmet.

In den kommenden fünf Jahren sollen die Nutztierhalter in Südtirol, Bayern und Österreich praxisnahe und umfassende Ausbildung zum Herdenschutz und Herdenmanagement erhalten. Für die Ausbildung sollen „Kompetenzzentren für den Herdenschutz“ aufgebaut werden – fünf davon in Südtirol. „Die ersten Schulungen zum Thema Herdenschutz und Zaunbau sollen im kommenden Frühjahr stattfinden“, erklärt Julia Stauder von Eurac Research, die das Projekt auf italienischem Gebiet koordiniert. Das Projekt umfasst viele verschiedene Aspekte des Herdenschutzes: Nicht nur Schafe, auch Rinder, Pferde, Ziegen, Schweine und Geflügel werden als Weidetiere gehalten – und brauchen jeweils unterschiedliche Schutzsysteme. Gleichzeitig müssen zum Beispiel Zäune je nach Gegebenheit verschiedenen Anforderungen gerecht werden. Das richtet sich nach dem Steilheitsgrad des Geländes, der Beschaffenheit des Bodens, der Anzahl der Tiere und auch danach, ob viele Menschen – beispielsweise Wanderer – durch das Weidegebiet gehen müssen. Auch Herdenschutzhunde sind ein Teil des Projekts: Kriterien für die Zucht und die Haltung sollen entwickelt werden; auch die Frage, wie Schutzhunde und Bergtourismus miteinander vereinbar sind, soll untersucht werden und Vorschläge zu Zucht, Haltung und Einsatz erarbeitet werden. Zudem soll ein Netzwerk an freiwilligen Helfern aufgebaut werden, die Nutztierhalter und Hirten bei ihrer Arbeit auf der Alm zum Schutz der Herde unterstützen können. „Menschen und Weidetiere haben seit den Zeiten Ötzis eine Kulturlandschaft geschaffen: Diese wird von sehr vielen Wildpflanzen, von Wirbellosen, von Reptilien, Amphibien und Vögeln genutzt. Mit geführtem Herdengang ist es möglich diese Landschaft zu erhalten“, resümiert David Gruber, Direktor des Naturmuseums Südtirol, das die Inhalte aus dem Projekt aufbereiten und vermitteln wird. „Hirt oder Hirtin sehen die Weideflächen als Ganzes, sie führen die Tiere gezielt weiter, um die Vegetation ausgeglichen zu nutzen. Das ist eine wichtige Maßnahme, um die Weiden zu pflegen und die alpine Biodiversität zu bewahren.“

Das EU-Projekt LIFEstockProtect vereint 17 Partner unter der Leitung von BIO AUSTRIA Niederösterreich/Wien mit Unterstützung der European Wilderness Society. In Südtirol-Italien arbeiten unter der Koordination von Eurac Research das Naturmuseum Südtirol, die Arbeitsgemeinschaft für die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise sowie die norditalienische Sozialgenossenschaft Eliante zusammen.

Hinweis für Weidetierhalter in Südtirol-Trentino: Wer Interesse hat, dass Schutzmaßnahmen auf seinem bzw. ihrem Weideareal getestet werden oder an Schulungen zum Herdenschutz teilnehmen will, kann sich an die Arbeitsgemeinschaft für die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise (Dietmar Battisti: 328 6126658) oder an das Institut für Regionalentwicklung von Eurac Research (Julia Stauder: julia.stauder@eurac.edu, 0471 055423) wenden.

Internetseite des Projekts: https://lifestockprotect.info

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Duration: - Funding:
2014 - 2020 (Life+ /EU funding /Project)
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