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„Die Beteilung von Frauen an der Politik ist eine Voraussetzung für eine lebendige Demokratie“

21 Juni 22

„Die Beteilung von Frauen an der Politik ist eine Voraussetzung für eine lebendige Demokratie“

Eurac Research, der Landesbeirat für Chancengleichheit und das Frauenbüro stellen einen Leitfaden für eine gleichberechtigte Volksvertretung vor

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Wie ist das Rollenverständnis der Südtirolerinnen und Südtiroler? Wünschen sie sich eine stärkere Präsenz von Frauen in politischen Gremien? Und üben Frauen ihr politisches Amt anders aus als ihre männlichen Kollegen? 2020 hat ein Forscherteam von Eurac Research eine repräsentative Umfrage durchgeführt, um zu untersuchen, wie sich Wählerinnen und Wähler zum Thema Frauen in der Südtiroler Gemeindepolitik äußern. Auf der Grundlage dieser Umfrage ist – im Auftrag des Landesbeirates für Chancengleichheit und des Frauenbüros der Autonomen Provinz Bozen – ein Handlungsleitfaden entstanden, der Maßnahmen enthält, um die weibliche Präsenz in der Südtiroler Gemeindepolitik zu stärken. Eingeflossen in die Broschüre sind neben Wahldaten auch die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von Eurac Research aus dem Jahr 2017, bei der über 300 Gemeindevertreterinnen befragt wurden. Die Broschüre wird am Donnerstag, 23.06.2022, um 19.00 Uhr, im Forschungszentrum Eurac Research vorgestellt. Es folgt eine Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Medien.

13 Bürgermeisterinnen gibt es derzeit in Südtirol, das sind auf alle 116 Gemeinden gerechnet lediglich 11 Prozent. Was hingegen die Gemeinderäte betrifft, liegt die weibliche Vertretung in Südtirol durchschnittlich bei 26,2 Prozent.

„Diese Zahlen sind auf eine ganze Reihe von Faktoren zurückzuführen. Einerseits ist es für eine Frau nicht einfach, Familie, Beruf und Politik unter einen Hut zu bringen. Aber auch das traditionelle Rollenbild in Südtirol erschwert es Frauen in der Politik Fuß zu fassen. Laut der Umfrageergebnisse meinen nämlich 40 Prozent der Befragten, dass es besser sei, wenn die Verantwortung für den Haushalt und die Kinder hauptsächlich bei der Frau liegt – auch wenn beide Eltern erwerbstätig sind“, so Kurt Promberger, Leiter des Instituts für Public Management von Eurac Research.

Andererseits wünscht sich ein Großteil der Wählerinnen und Wähler eine stärkere Präsenz von Frauen in den politischen Gremien: 25 Prozent wollen eine starke, 40 Prozent eine moderate Zunahme der weiblichen Vertretung. 30 Prozent meinen, die weibliche Präsenz solle in etwa gleich bleiben. Auf die Frage, ob Frauen eine andere Art der Politik machen als Männer, antwortete 75 Prozent der Befragten mit „ja“ bzw. „eher schon“. „Dieser Wert ist fast deckungsgleich (78 Prozent) mit der Einschätzung der Gemeindepolitikerinnen, denen wir 2017 dieselbe Frage gestellt haben“, so Promberger. „Sowohl die Wählerinnen und Wähler als auch die Gemeindevertreterinnen beschreiben Politikerinnen als einfühlsamer als ihre männlichen Kollegen. Eigenschaften wie Fachwissen und Verantwortungsbewusstsein sprechen sie beiden Geschlechtern gleichermaßen zu.“

Dennoch glauben 78 Prozent der Wählerinnen und Wähler sowie 59 Prozent der Mandatarinnen, dass es für Frauen schwerer sei als für Männer, ein politisches Amt zu erringen. Als Gründe dafür gaben sie unter anderen die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf an, die Gesellschaft, die Frauen weniger zutraue und die Politik als Männerdomäne mit ihren männlich geprägten Umgangsformen.

„Die Beteiligung von Frauen an der Politik ist eine Voraussetzung für eine lebendige Demokratie, auch in Südtirol. Wenn Frauen stärker in der Politik vertreten sind, wird auch sichergestellt, dass Themen, die eher ihre Lebensrealität betreffen, auf die politische Agenda gesetzt werden. Dafür gilt es die Rahmenbedingungen zu schaffen“, so Ulrike Oberhammer, Präsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit. Die dafür notwendigen Maßnahmen sind oft einfach umzusetzen und reichen von einem verstärkten Austausch zwischen der Gemeindepolitik und den ehrenamtlichen Organisationen vor Ort, über Sensibilisierung für frauenpolitische Themen durch Schulinitiativen bis hin zur Organisation von Frauenstammtischen. „In Taufers im Münstertal beispielsweise, treffen sich aktive und ehemalige Mandatarinnen regelmäßig. Es bietet sich auch an, Frauen aus unterschiedlichen Vereinen und ehrenamtlichen Organisationen zu solchen Stammtischen einzuladen und zu involvieren. Dadurch erhalten interessierte Frauen einen Einblick in deren politische Tätigkeit“, so Melanie Gross, Forscherin am Institut für Public Management.

Hilfestellung, um Frauen den Einstieg in eine politische Karriere zu erleichtern, gibt es auch auf Gesetzgebungsebene. Aber auch Medien können einen großen Beitrag leisten, das Verständnis für Frauen und Politik zu erweitern. Zu diesen beiden spezifischen Themen werden in der Podiumsdiskussion Ulrike Oberhammer, die auch als Rechtsanwältin tätig ist, und Zeno von Braitenberg, Journalist und Koordinator von RAI Südtirol, zu Wort kommen. Außerdem nehmen an der Diskussion Giorgia Mongillo, Bürgermeisterin der Gemeinde Branzoll, Astrid Kuprian, Bürgermeisterin der Gemeinde Tscherms, Emanuela Rossini, Abgeordnete im italienischen Parlament sowie Kurt Promberger, Leiter des Instituts für Public Management, Eurac Research.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos; Anmeldung erbeten unter: https://forms.office.com/r/gDNVjnVzZS

Der Handlungsleitfaden ist sowohl im Forschungszentrum Eurac Research als auch im Frauenbüro der Autonomen Provinz Bozen erhältlich.

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